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Bio-Branche: Pestizide aus konventionellem Landbau gefährden Koexistenz

14. Februar 2024

Anlässlich der startenden Fachhandelsmesse BIOFACH verweist die Biobranche mit neuen Daten zu Pestizidkontaminationen auf gravierende Wettbewerbsnachteile gegenüber dem konventionellen Lebensmittelhandel. So zeigt eine aktuelle Datenerhebung, dass Rückstände von chemisch-synthetischen Pestiziden, die in der Luft gefunden wurden, auch in Bio-Agrarprimärprodukten nachweisbar sind. Die damit verbundenen Kosten trägt bisher allein die Biobranche. 

Beim Anbau von Bio-Lebensmitteln ist der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden grundsätzlich nicht erlaubt. Eine vom Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft (BEL) und dem Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) aktuell in Auftrag gegebene Kurzstudie zeigt gleichwohl, dass von 2019 bis 2022 in über sieben Prozent Bio-Rohstoffen (sogenannten Agrarprimärprodukten) Pestizide nachgewiesen wurden. „Die von der Branche selbst auferlegten Orientierungswerte für Pestizid-Nachweise wurden nur sehr selten überschritten. Dennoch zeigt unsere Erhebung, dass eine Übertragung chemisch-synthetischer Pestizide aus der konventionellen Landwirtschaft auf den Ökolandbau im relevanten Ausmaß stattfindet und eine Koexistenz dahingehend nicht funktioniert“, so Dr. Günter Lach von der Lach & Bruns Partnerschaft, welche die Kurzstudie mit Hilfe von anonymisierten Labordaten aus dem relana® Laborzirkel durchgeführt hat.

„Bio-Betriebe sind mit einem relevanten Mehraufwand und damit hohen Mehrkosten belastet, um die ‚Reinheit‘ ihrer Produkte zu beweisen. Denn theoretisch kann jedes Produkt durch Abdrift und Ferntransport kontaminiert sein. Immer wieder kommt es auch vor, dass ganze Ernten unverkäuflich sind“, so Florian Riegel, Bio-Unternehmer und Mitglied im BEL. Gemeinsam mit dem BNN konkretisiert das BEL seine Forderung nach einem Pestizidschadenfonds, um die finanziellen Verluste auszugleichen und den Wettbewerbsnachteil des Ökolandbaus zu minimieren.

Kathrin Jäckel, Geschäftsführerin des BNN: „Unsere langjährige Erfahrung im BNN-Pestizidmonitoring zeigt einen besorgniserregenden Trend: Die Pestizidbelastungen nehmen stetig zu. Für die Biobetriebe bedeutet dies eine ständig wachsende Belastung. Sie müssen immer mehr Eigenkontrollen finanzieren, um höchste Produktqualität garantieren zu können. Das ist eine ungerechte Mehrbelastung. Wir fordern daher, dass die Verursacher, also die Hersteller chemisch-synthetischer Pestizide, endlich in die Pflicht genommen werden, diesen Nachteil fair auszugleichen.“

Jan Plagge, Präsident Bioland e.V.: „Die deutschen Behörden und die Politik sitzen seit Jahren die Abdriftproblematik aus. In der Zulassung von Pestiziden muss endlich der Schutz derjenigen Bauern in den Fokus gerückt werden, die ohne chemisch-synthetische Pestizide wirtschaften. Ich spreche hier in einem ersten Schritt von einem Anwendungsverbot besonders flüchtiger Wirkstoffe wie den beiden Herbiziden Pendimethalin und Prosulfocarb. Wir warten auch seit 2015 auf das vom BMEL versprochene staatliche Monitoring von Pestizidwirkstoffen in der Luft. Anstatt die Verursacher zu schützen, müssen diese mit in die Pflicht genommen werden. Ein Pestizidschadenfonds kann hier ein Mittel sein, darf die Politik aber nicht von ihren Aufgaben entbinden.

Veranstaltungshinweis

Im Februar 2023 hatten das BEL und der BNN die Gesamtkosten für Rückstandsanalysen und Folgekosten für Bio-Unternehmen in Deutschland mit jährlich rund 100 Mio. Euro beziffert. Auf der Biofach werden die beiden Branchen-Vertretungen einen Einblick in die aktuellen Daten zur Wirkstoff-Kontamination von Agrarprimärprodukten geben und anschließend mit der Staatssekretärin Silvia Bender (BMEL) über mögliche Konsequenzen diskutieren. Mit ihr auf dem Podium: Kathrin Jäckel (BNN e.V.), Florian Riegel (BEL e.V.), Jan Plagge (Bioland e.V. bzw. IFOAM) und Albrecht Pausch (Bio-Imkerei Pausch). Moderation: Julia Schumacher (BEL)

Die Veranstaltung findet am 14.02.2024 von 12:00 bis 13:00 Uhr im NCC Ost, Saal St. Petersburg statt.

 

Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung vom Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e.V. (BEL) und (BNN)

Veröffentlichungsdatum: 14.02.2024

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