Studie: Nur zwei Prozent der CO2-Emissionen im Einzel- und Großhandel unterliegen der direkten Kontrolle der Branche
Eine gemeinsame Studie der internationalen Strategieberatung Oliver Wyman, einem Unternehmen von Marsh McLennan (NYSE: MMC), und EuroCommerce, dem Vertreter des Einzelhandels- und Großhandelssektors in Europa, zeigt, dass 98 Prozent der CO2-Emissionen des europäischen Einzelhandels- und Großhandelssektors aus Scope-3-Emissionen resultieren.
Obwohl jährlich 1,6 Gigatonnen CO2 emittiert werden, was einem Drittel des europäischen CO2-Fußabdrucks entspricht, sind nur zwei Prozent der Scope-1- und -2-Emissionen auf direkte Betriebsabläufe oder den Energieverbrauch des Sektors zurückzuführen. Im Gegensatz dazu resultieren die indirekten Scope-3-Emissionen aus den Aktivitäten von Produzenten und Herstellern entlang der Wertschöpfungsketten sowie aus dem Energieverbrauch nach dem Kauf eines Produkts.
Die Studie untersucht den CO²-Fußabdruck der Wertschöpfungsketten des europäischen Einzel- und Großhandels und beinhaltet Beiträge von mehr als 25 führenden Unternehmen und Wirtschaftsverbänden. Sie hebt einige der zentralen Hindernisse hervor, die dem Netto-Null-Ziel entgegenstehen und liefert Empfehlungen für zukünftige Szenarien sowie den erforderlichen Investitionen in nachhaltige Mobilität, Infrastruktur, Schwerindustrie, Landwirtschaft und Ernährungssysteme sowie die Kreislaufwirtschaft. Der Fokus liegt auf vier Teilsektoren: Lebensmittel und Getränke, Gesundheit und Kosmetik, Textil und Bekleidung, Unterhaltungselektronik sowie Heimwerken (DIY).
Bei der Rückverfolgung und Reduzierung von Emissionen haben einige Einzel- und Großhändler erhebliche Fortschritte erzielt, und zwar insbesondere in den Bereichen Scope 1 und 2. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse, dass der Sektor seine Bemühungen auf Unternehmens-, Branchen- und Wertschöpfungskettenebene intensivieren muss, um das Netto-Null-Ziel zu erreichen. Zudem verdeutlicht die Untersuchung, dass es dringend einer einheitlichen europäischen und branchenweiten Methodik bedarf, um Scope-3-Emissionen zu quantifizieren und Reduktionsmöglichkeiten zu identifizieren. Sobald dies erreicht ist, werden sich Organisationen fokussierter darum kümmern können, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern, Investitionen zu steuern und gemeinsam Herausforderungen anzugehen, die nur durch die Zusammenarbeit mehrerer Unternehmen, Sektoren und Länder bewältigt werden können.
Christel Delberghe, Generaldirektorin von EuroCommerce, sagt: "Diese Studie verdeutlicht sowohl die Chancen als auch die Herausforderungen für die europäischen Einzel- und Großhändler bei ihren Bemühungen zur Reduzierung ihres CO2-Fußabdrucks. Obwohl die Branche Hunderttausende von lokalen und globalen Lieferanten mit mehreren hundert Millionen europäischen Verbrauchern verbindet, liegen nur zwei Prozent der Kohlenstoffemissionen in seiner direkten Kontrolle. Das heißt, dass eine bedeutende Veränderung in Richtung Dekarbonisierung eine viel stärkere Zusammenarbeit und gemeinsame Standards entlang der gesamten Wertschöpfungskette erfordern wird. Für KMUs, die nicht über die Ressourcen und Fähigkeiten großer Unternehmen verfügen, werden spezielle Ansätze erforderlich sein."
Rainer Münch, Partner und Leiter der europäischen Praxisgruppe Handel und Konsumgüter bei Oliver Wyman, fügt hinzu: "Die derzeitige Variation der Berechnungsstandards für Scope-3-Emissionen ist erstaunlich und erfordert eine größere Standardisierung auf europäischer Ebene und darüber hinaus. Unsere gemeinsame Studie zeigt Unternehmen zudem Möglichkeiten auf, ihr ESG-Betriebsmodell weiterzuentwickeln und ihre Dekarbonisierung effektiver zu gestalten. Gleichzeitig wird das Erreichen von Netto-Null weiterhin von technologischen Innovationen und einer veränderten Verbrauchernachfrage abhängen."
Die Studie umreißt acht Erfolgsfaktoren, um den Weg zu Netto-Null zu beschleunigen: eine harmonisierte Methodik zur Berechnung von Scope-3-Emissionen, einen besseren Zugang zu Lieferketten- und Verbrauchsdaten, einen klaren und verlässlichen regulatorischen Rahmen, eine schnelle Skalierung der derzeitigen Dekarbonisierungsmaßnahmen, mehr Technologie- und Infrastrukturinnovationen, eine höhere Verbraucherakzeptanz nachhaltiger Entscheidungen, anspruchsvolle ESG-Betriebsmodelle von Unternehmen und eine verbesserte Zusammenarbeit über das gesamte Branchenökosystem hinweg.
Veröffentlichungsdatum: 25.06.2024