11. Informationstag Markant Österreich
Am 17. Oktober 2024 fand der 11. Informationstag der Markant Österreich im prachtvollen Palais Ferstel in Wien statt. Rund 250 Partner der Markant aus Industrie und Handel nahmen an der Veranstaltung teil und verfolgten die Fachvorträge renommierter Referenten aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Sport. Durch das Programm führte die Journalistin Corinna Milborn.
Foto © Markant
Gemeinsam Richtung Zukunft
Zum Auftakt der Veranstaltung interviewte Corinna Milborn den Geschäftsführer der Markant AG, Dominik Scheid, und den Geschäftsführer der Markant Österreich, Thomas Zechner, zur aktuellen Marktsituation und neuen Entwicklungen innerhalb der Markant Gruppe.
«Wir als Markant wachsen ständig und erleben gerade ein sehr stark steigendes Bedürfnis, unser Dienstleistungsangebot weiter auszubauen», erklärte Zechner einleitend. Die Situation aktuell ist angespannt und die Menschen reagieren mit Kaufzurückhaltung.
«Daher möchten wir unsere Partner noch besser unterstützen und Effizienz sowie Prozessoptimierung entstehen zu lassen», ergänzte Scheid. Daher hat Markant es sich zur Aufgabe gemacht, Bestehendes weiterzuentwickeln und gleichzeitig Neues zu schaffen. Mittlerweile ist daraus ein breites Service-Portfolio entlang der Wertschöpfungskette entstanden.
Als datengetriebenes Unternehmen liegt dabei ein besonderes Augenmerk auf dem Thema Cyber-Sicherheit: «Wir haben ein hohes Mass an Resilienz und arbeiten täglich weiter an unserer Widerstandsfähigkeit durch konsequente Digitalisierung – für uns und unsere Partner», betonte Scheid.
Ebenfalls hervorzuheben ist der Markant Marktplatz der Dienstleistungen. Bereits über 2.500 Unternehmen nutzen die Plattform und die Anzahl steigt täglich. «Wir sind der Vision, die führende Service-Plattform Europas zu werden, ein gutes Stück nähergekommen und auch in Österreich sind einige der Services bereits im Einsatz», so die Geschäftsführer.
Es kommt eine Menge auf die Branche zu, gerade im Hinblick auf Umweltthemen: «Besonders für kleine und mittlere Unternehmen wird es schwierig, den Überblick zu behalten. Wir wollen daher Transparenz schaffen», kündigte Scheid an. «Durch die Initiative der Markant Österreich ist es gelungen, eine umfassende ECR-Arbeitsgruppe ins Leben zu rufen, die sich mit der Europäischen Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) beschäftigt. Mit allen Händlern und vielen Industrieunternehmen haben wir uns die Aufgabe gestellt, die Vorbereitungsmassnahmen für diese neue EU-Richtlinie so einheitlich und optimal wie möglich zu gestalten», so Zechner.
Auch Künstliche Intelligenz spielt innerhalb der Branche eine immer grössere Rolle: «Durch die Gründung unseres Start-ups Retail.ai bieten wir auch KI-Services wie den gerade durch den ECR-Award ausgezeichneten ProductWizard an», betonte Zechner stolz.
Das Ziel dabei: «Wir möchten der verlässliche Partner beim Thema generative KI werden», gab Scheid bekannt. Trotz der Dynamik und Innovationen im Markt ändert sich an einem jedoch nichts: «Unsere Firmenkultur basiert auf den Werten Vertrauen, Kooperation und Fortschritt und wir laden unsere Partner aus Industrie und Handel ein, die Entwicklung mitzugestalten und mit uns gemeinsam Wertschöpfung zu schaffen», appellierten die Geschäftsführer.
Hochkarätige Referenten
Klara Fichtenbauer, Senior Marketing Consultant der Consumer Panel Services GfK Austria, eröffnete die Fachvorträge mit einem Überblick des aktuellen Einkaufsverhaltens zum Thema: «FMCG-Shoppertrends 2024 – Ende der Perma-Krise?» und lud die Teilnehmenden interaktiv zum Mitmachen ein.
Die dauerhaften Krisen frustrieren die Shopper und verstärken den Wunsch nach mehr Sicherheit. Während zwischen 2021 und 2023 der Anteil der Haushalte mit finanziellen Sorgen deutlich anstieg, erleben wir aktuell eine Verbesserung der finanziellen Situation der Haushalte.
Trotzdem bleibt der Preisfokus bestehen und die Konsumenten kaufen pragmatisch ein. Das Vertrauen zu Markenprodukten sinkt und der Trend zur Handelsmarke, gerade bei jüngeren Haushalten, bleibt bestehen. Auch der Aktionsanteil stieg im 1. Halbjahr 2024 auf einen neuen Rekordwert.
Darüber hinaus gewinnen Gesundheitsthemen europaweit an Bedeutung: In Österreich ist die Sorge um die physische Gesundheit die wichtigste. Dennoch bleibt die Bereitschaft, für nachhaltige Produkte mehr Geld auszugeben, niedrig: Seit 2021 sank die Mehrpreisbereitschaft für Bio-/Ökoprodukte von 51 auf 41 Prozent.
Fichtenbauer riet dazu, die Sorgen der Shopper ernst zu nehmen, aber auch das tatsächliche Kaufverhalten im Blick zu behalten. Für sie ist klar: «Man muss den Konsumenten kennen: Es ist keine Zeit für Pauschalisierung, sondern Individualität.»
Anschliessend ging es vom Verbraucherverhalten zur Hotellerie: In seinem Vortrag «Innovation aus Tradition – Herausforderungen der Luxushotellerie und deren Partner» nahm Matthias Winkler, CEO der Sacher Hotel-Gruppe, die aktuelle Hotelbranche unter die Lupe und ging näher auf die zu bewältigenden Hürden ein.
Die Themen Nachhaltigkeit und Innovation machen auch vor dem Luxussegment nicht Halt: «Es hat sich viel verändert, die Kurzfristigkeit und Volatilität nehmen exponentiell zu», erklärte Winkler. Die drei grössten Herausforderungen sieht er in der Digitalisierung, Individualisierung und im Bereich Human to Human.
«Wir müssen beides willkommen heissen – offline wie online», hob Winkler hervor. Denn die Digitalisierung birgt auch Potential: So kann Gästen bereits ein digitaler Zimmerschlüssel oder eine virtuelle 360°-Tour angeboten werden. «Mit totaler Transparenz wollen wir Vertrauen schaffen», betonte Winkler. Auch an KI kommt die Hotellerie nicht vorbei: Die Zimmersteuerung per Chat- und Voicebot ist schon jetzt möglich.
«Die Individualisierung wird im Hotelgewerbe zunehmen müssen – das bedeutet für uns Erlebnisse bieten. Nur Individualisierung führt zum Erfolg», so Winkler. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, hat er sich zum Ziel gesetzt, dass die Arbeit Sinn und Spass macht, denn nur so kann das gesamte Team im Zusammenspiel performen.
Aus- und Weiterbildung, Flexibilität und Mitgestaltung spielen für ihn dabei eine grosse Rolle. «Das Zentrale ist eine intensive menschliche Beziehung».
Weiter ging es mit dem Zukunftsthema «Gehirn vs. Künstliche Intelligenz – wer behält die Oberhand?»: Henning Beck, Neurowissenschaftler und Autor, lieferte spannende Einblicke in die Unterschiede zwischen Menschen und KI und untermauerte diese anhand von kurzen Experimenten mit dem Publikum.
Heutzutage sind Informationen permanent verfügbar. Wichtig ist aber, Informationen nicht mit Wissen zu verwechseln: Beck betonte dabei: «Menschen denken in Modellen und Konzepten und das unterscheidet ein menschliches Gehirn von Künstlicher Intelligenz».
Er erläuterte, dass es im Universum zwei mögliche Arten gibt, wie sich Daten verarbeiten lassen: Man kann sich entweder viele Ausprägungen von etwas ansehen und nimmt eine Best-of-Variante – so arbeitet die KI. Oder man verinnerlicht die Konstruktion bzw. den Bauplan – so wie wir Menschen. Das erlaubt es uns, von etwas beliebig viele neue Varianten zu konstruieren.
Beck erklärte weiter, dass KI nur funktioniert, wenn alle Rahmenbedingungen unverändert bleiben. Ändern sich diese jedoch, bedarf es menschlichem Denken. KI versteht den Unterschied zwischen Ursache und Wirkung nicht, sie hat kein konzeptionelles Verständnis.
Für ihn ist klar, dass sie nicht in der Lage sein wird, menschliches Denken zu ersetzen: «Wir stellen Dinge infrage und brechen die Regeln. So verändern Menschen die Welt». Er ist sich sicher, die nächste grosse Idee wird von einem Gehirn ausgedacht – vielleicht in Unterstützung durch KI, jedoch nicht von KI allein.
«Wir verstehen die Welt, statt sie nur zu analysieren. Diese Stärke müssen wir nutzen. Es ist das, was uns zu Menschen macht», verdeutlichte Beck.
Der Abschlussredner war der ehemalige Skirennläufer Felix Neureuther, der auch als Buchautor und Gründer der Felix Neureuther Stiftung bekannt ist. In seinem Vortrag «Wie aus Erfolg Engagement wächst» verriet er, was ihn nach den Erfolgen im Sport antreibt und wie er seine Identität nach der sportlichen Karriere definiert hat.
Mit privaten Geschichten aus seinem Leben bot er Einblick in seine persönlichen Erlebnisse als Sportler und teilte, wie er mit Rückschlägen umging. Sein Rat: «Alles in Perspektive setzen. Man braucht Mut und Optimismus in jeder Lebenslage.» Der Übergang vom Leistungssport zum normalen Leben war für ihn nicht leicht, er konnte dabei jedoch viel von den Erfahrungen seiner Eltern lernen. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, gerade im Zeitalter von KI und zunehmender Digitalisierung, die Kreativität von Kindern zu fördern und zu mehr Bewegung im Alltag zu animieren. Mit der Gründung des Programms ‹Beweg Dich schlau› möchte er langfristige Veränderungen bewirken und sich für ein grösseres Gesundheitsbewusstsein einsetzen.
Skifahren hat nach wie vor für ihn etwas Magisches, denn man kann Zeit mit der Familie verbringen und zeigt Kindern die Freude an Bewegung und Natur. Sein Adrenalin besteht jetzt allerdings darin, ob die Windel beim Wechseln voll ist, scherzte er. «Wenn man Kinder bekommt, lebt man nicht mehr nur für sich. Man stellt die eigenen Interessen zurück und die der Kinder in den Vordergrund. Unsere Zeit ist nicht unendlich, sie ist etwas sehr Wertvolles», reflektierte er abschliessend.
Corinna Milborn und Thomas Zechner bedankten sich bei den Referenten für die interessanten Vorträge. «Wir haben heute viel Positives mitgenommen. Besonders die Worte ‹Mut, Menschen, Vertrauen und positiv Weitermachen› fassen den Tag gut zusammen. Das ist es, was wir als Branche zu tun haben. Erfolg bedeutet, kreativ weiterzudenken. Wir brauchen KI, aber auch die Menschen», resümierte Zechner. Bei einem gemeinsamen Abschlusslunch konnten die Themen intensiv besprochen werden. Der 12. Informationstag findet am 23.10.2025 statt.
Veröffentlichungsdatum: 23.10.2024