Abschlußkonferenz bzw. 3. Netzwerktreffen am 18.07.2023 des Projektes GemüseWert
Im Rahmen einer RiWert-Förderung des BÖL (Bundesprogramm Ökolandbau) ging die FrankenGemüse Knoblauchsland eG als Projektnehmer im Projekt „GemüseWert“ im Zeitraum 31.07.2020- 31.07.2023 der Frage nach, inwieweit sich die Wertschöpfung für bio-regionales Gemüse aus dem Knoblauchsland in Nürnbergs öffentlichen Kantinen steigern lässt.
Gruppenfoto. Foto © Franken-Gemüse Knoblauchsland eG
Maßgeblich zur Potentialanalyse haben die Forschungsergebnisse von Prof. Dr. Jan Niessen beigetragen, welcher an der Technischen Hochschule Nürnberg den Studiengang „Management in der Öko-Branche“ leitet. Ein wichtiges Fazit war hier, dass man öffentliches Geld für öffentliche Umweltleistungen im Öko-Gemüsebau honorieren müsse und weniger die Flächenprämie als Maß der Dinge betrachten solle.
Am 18.07.2023 fand nun die Abschlusskonferenzin der Knoblauchsländer Veranstaltungslocation, dem Gwächshaus Jäger mit 40 Akteuren, bestehend aus Entscheider*innen aus den Bereichen Gemüseerzeugung, Catering, Zwischenhandel, Bioverbänden und Stadtverwaltungsangestellten statt.
Foto © Franken-Gemüse Knoblauchsland eG
Das Ziel mindestens drei Gemüsebaubetriebe aus dem Knoblauchsland auf ökologischen Landbau zu begleiten, hat man in den letzten 3 Jahren erfolgreich erreicht. Das sind wichtige Stellschrauben, um auch das Ziel der Bundesregierung 30 % Ökolandbaufläche bis 2030 zu erreichen, denn in der Metropolregion Nürnberg beträgt der Anteil der Ökolandbaufläche (Stand 2022) bisher nur 11 %.
Damit aber nicht genug, um langfristige Perspektiven zu schaffen für die Gemüseerzeuger*innen braucht es einen gesicherten Absatz, welcher nicht in der Gemeinschaftsverpflegung, sondern im Vollsortiment oder Discount zu finden ist. Dort macht die Franken-Gemüse Knoblauchsland eG auch 98% Ihres Umsatzes, welcher sich im Bio-Segment von 4,2 Mio. € in 2019 bis auf 7,4 Mio. € (Stand Juli 2023) gesteigert hat. Seit Mai 2021 hat sich zudem die Franken-Gemüse Bio eG ausgegründet, welche weiterhin Großabnehmer sucht im süddeutschen Lebensmitteleinzelhandel. Die Bio-Genossenschaft plant bis Ende 2023 diesen Bio-Umsatz auf 14 Mio. € auszubauen, womit das nächste Projektziel, den genossenschaftlichen Vermarktungsanteil im Projektzeitraum zu verdoppeln deutlich erreicht wurde. Entscheidend sei laut dem Geschäftsführer Florian Wolz, dass man am Point of Sale (POS) regionale Bio-Substitute für Importware in der Saison ausfindig zu macht und der Handel das Angebot mengenmäßig steigert und durch eine gute sichtbare Platzierung ankurbelt. Allerdings hat sich aufgrund der zuletzt wirtschaftlich angespannten Inflationslage die Fokussierung auf BioMassenartikel wie Eissalat und Schlangengurken für Listungen durchgesetzt und im Handel versuche man sich mit Diversifizierungsstrategien wie Verbandbio-Mehrfachmitgliedschaften oder nachhaltigen Verpackungsmaterialien von der Konkurrenz abzusetzen.
In Bezug auf das dritte Ziel, die regionale Gemeinschaftsverpflegung in der Metropolregion Nürnberg deutlich auszubauen, konnte leider kein spürbarer Fortschritt verzeichnet werden. Es wurden zwar ambitionierte Bio-Anteile in den Nürnberger Stadtratsbeschlüssen entschieden, jedoch besteht ein sehr pfadabhängiges System mit EU-weiten Ausschreibungskriterien. Als kostengünstigste Variante hat sich hier die Warmverpflegung und in Zukunft vermehrt der Einsatz von Cook & Chill Verpflegung in den städtischen Cateringbetrieben etabliert. Dieses Verpflegungskonzept ist sehr auf Kosteneffizienz und hohe Verarbeitungsgrade des Gemüses ausgelegt, weshalb regionale Bio-Gemüseerzeuger meist nicht kostendeckend ganzjährig liefern können.
Um in der Kostenabwärtsspirale zu bestehen, können Caterer nur bei Gastronomie-Vollsortiment Händler meist Bio-Importgemüse beziehen. Will die Stadt Nürnberg in Zukunft vermehrt die regionale Bio-Wertschöpfung ankurbeln, gilt es mehr finanzielle Mittel und mehr Personal für die Verpflegung Ihrer öffentlichen Care & Bildungseinrichtungen bereitzustellen. Zudem müssen bei den nächsten Ausschreibungen 2025, bio-regionale Qualitätssiegel wie das bayerische Bio-Siegel oder geprüfte Qualität Bayern mehr honoriert werden, kleinere Lose ausgewiesen werden und beim Neubau von Schulen & Kitas pädagogische Küchen & Gärten mitgedacht werden, um den Bezug zum Ursprung des Gemüses nicht zu verlieren. Zum Glück wird die Bundesförderung für das Projekt „GemüseWert“ bis Juli 2025 verlängert, sodass wir gezielte Schulungen für die Bio-Umstellungsbegleitung und Speiseplangestaltung in der Gemeinschaftsverpflegung weiterhin anbieten können.
Quelle: Felix Schmidling, Bio-Wertschöpfungskettenmanager bei Franken-Gemüse Knoblauchsland eG
Veröffentlichungsdatum: 02.08.2023