AMI: Kleinste Spargelernte in den vergangenen zehn Jahren
Spargel bekam in der Saison 2022 die Verunsicherung der privaten Verbraucher in Deutschland mit voller Wucht zu spüren. Die Kaufzurückhaltung führte dazu, dass die Haushalte von April bis Juni so wenig deutschen Spargel gekauft haben wie nie zuvor in den vergangenen sechs Jahren. Somit war selbst die kleinste Erntemenge der vergangenen zehn Jahre noch zu groß. Das blieb nicht ohne Folgen für die Preise, so die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI).
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In Deutschland wurde 2022 so wenig Spargel geerntet wie seit zehn Jahren nicht mehr. Das Statistische Bundesamt beziffert die Erntemenge in einer ersten Schätzung auf 113.100 t. Das sind 5 % weniger als im Vorjahr und sogar 10 % weniger als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Dieser Durchschnitt wird jedoch stark von den hohen Erntemengen in den Jahren 2017 bis 2019 beeinflusst. Was sind die Gründe für diese Entwicklung? Die Witterungsbedingungen waren während der Saison gut, so dass eine etwas größere Erntemenge zu erwarten gewesen wäre. Ein Blick auf die Anbaufläche hilft bei der Erklärung: Die Fläche, auf der 2022 Spargel geerntet wurde, war mit 21.400 ha rund 4 % kleiner als im Vorjahr. Hinzu kommt, dass die Ernte aufgrund der Absatzschwäche auf einigen Flächen frühzeitig eingestellt wurde, noch bevor das Ertragspotenzial voll ausgeschöpft war. Führend im Anbau von Spargel waren auch 2022 Niedersachsen, Bayern und Nordrhein-Westfalen.
Kein Ausgleich durch Importe
Ein kleineres inländisches Angebot führt oft dazu, dass mehr Ware importiert wird. Beim Spargel war das in diesem Jahr nach vorläufigen Angaben nicht der Fall, auch wenn während der Saison die Importe für die Kaufzurückhaltung beim deutschen Spargel mitverantwortlich gemacht worden waren. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes blieben die Spargeleinfuhren nach Deutschland im Zeitraum Januar bis Mai sogar um fast 40 % hinter denen des Vorjahres zurück. Ausschlaggebend dürfte hier vor allem der späte Saisonstart von spanischem Grünspargel gewesen sein. Richtiggehend eingebrochen sind jedoch die Einfuhren aus Griechenland. Nachmeldungen können dieses Zwischenergebnis zwar noch verändern, aber das Minus ist so deutlich, dass es sich kaum ins Gegenteil verkehren wird.
Preisdruck trotz schwächerer Marktversorgung
Dem deutschen Markt stand in der Saison 2022 also weniger frischer Spargel zur Verfügung als in den Jahren zuvor. Gute Voraussetzungen, um die höheren Preise, die angesichts steigender Produktionskosten dringend notwendig wären, durchzusetzen. Doch daraus wurde nichts: Die Verbraucher in Deutschland waren angesichts steigender Preise in vielen Lebensbereichen verunsichert und übten sich in Kaufzurückhaltung. Im Zeitraum April bis Juni blieb die Einkaufsmenge an deutschem Spargel um 21 % unter der des Vorjahres. Dabei war Spargel für die Verbraucher in diesem Zeitraum sogar fast 4 % günstiger als im Vorjahr. Die durchschnittlichen Erzeugerpreise in Deutschland lagen erst in den letzten Wochen der Saison über denen des Vorjahres. Zu spät, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.
Was bedeutet das für die Zukunft? Die wirtschaftliche Schwäche und Unsicherheit ist hoffentlich nur eine vorübergehende Erscheinung. Wenn die Haushalte wieder mehr Geld übrighaben, entdecken sie wohl auch den Spargel wieder für sich. Dennoch werden die wiederholt schwachen betriebswirtschaftlichen Ergebnisse in der Spargelproduktion dazu führen, dass sich der Strukturwandel beschleunigt, und die Anbaufläche sinkt.
Quelle und Copyright: AMI-informiert.de (AMI, 25.07.2022)
Veröffentlichungsdatum: 26.07.2022