BÖLW-Studie: 170.000 Arbeitsplätze, 70% heimische Bio-Rohstoffe Bio-Verarbeitung - Die große Unbekannte in der Wertschöpfungskette
Die Lebensmittelverarbeitung ist der oft übersehene Flaschenhals zwischen Landwirtschaft und Handel: Ohne Molkerei keine Bio-Milch, ohne Mühlen und Bäcker kein Brot. Dabei ist eine vielfältige Verarbeitungslandschaft ein Schlüssel zur Ausweitung des Ökolandbaus und der Stärkung ländlicher Räume. Eine Studie des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) gibt erstmals detaillierte Einblicke.
Foto © BÖLW
Insgesamt waren 22.382 Unternehmen in Deutschland für die Verarbeitung von Bio-Lebensmitteln 2023 zertifiziert. Sie beschäftigten rund 170.000 Menschen und stellten damit fast die Hälfte (45 Prozent) der insgesamt 380.000 Arbeitsplätze in der deutschen Bio-Branche.
25 Prozent der Bio-Verarbeiter sind in Bayern ansässig, gefolgt von Baden-Württemberg mit 17 Prozent, Nordrhein-Westfalen mit 14, Niedersachsen mit 9 und Hessen sowie Rheinland-Pfalz mit je 7 Prozent. Von den ostdeutschen Bundesländern hat Sachsen mit 4 Prozent die meisten Bio-Verarbeiter; auf einen ebenso großen Anteil kommt der Stadtstaat Berlin, der vom starken Ökolandbau im benachbarten Brandenburg profitiert.
Die repräsentative Befragung des BÖLW aus 2024 zeigt, dass die Bio-Verarbeitung stark mittelständisch geprägt ist. Der Großteil der Betriebe, 37 Prozent, erwirtschaftete bis zu einer Million Euro im Jahr. 22 Prozent gaben zwischen 1 und 9 Millionen Euro Jahresumsatz in 2023 an, 24 Prozent erwirtschaftete mehr als 10 Millionen Euro,
72 Prozent der Hersteller verarbeiten ausschließlich Bio-Rohstoffe; 28 Prozent verwendet sowohl konventionelle als auch ökologische Rohstoffe. Die Bio-Verarbeiter legen Wert auf heimische Ware: 68 Prozent der Rohware stammte aus Deutschland; mehr als die Hälfte (56 Prozent) aus einem Umkreis von 200 Kilometer. 16 Prozent der Rohware wurde aus Ländern der EU importiert; 14 Prozent aus Nicht-EU-Ländern.
Die Betriebe sind hinsichtlich ihrer Vertriebs- und Markenstrategie breit aufgestellt: 40 Prozent der Befragten produzieren für eigene Marken; 76 Prozent stellen in Lohnproduktion für andere Unternehmen her; 33 Prozent betreiben reine Abfüllung. 12 Prozent gaben an, Markenartikel auch zu vertreiben, ohne sie selbst herzustellen (Mehrfachnennungen waren möglich).
Wichtigster Vertriebsweg ist der Bio-Fachhandel, den 80 Prozent der Befragten beliefern, den klassische Lebensmitteleinzelhandel bedienen 56 Prozent. 48 Prozent der Unternehmen betreiben einen Online-Shop, 22 Prozent liefern in die Außer-Haus-Verpflegung, also Kantinen oder Restaurants.
Auch in punkto Energie ist der Sektor nachhaltig: 80 Prozent der Betriebe beziehen Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Der bundesdeutsche Schnitt liegt bei 54 Prozent. Mehr als die Hälfte der Bio-Betriebe erzeugt zudem selbst ihren Strom, vorrangig aus Solarenergie.
Peter Röhrig, geschäftsführender Vorstand des BÖLW, bilanziert:
,,Deutschland verfügt über eine vielfältige mittelständische Bio-Verarbeitungslandschaft. Damit diese Unternehmen ihren wichtigen Beitrag zur Bio-Entwicklung und zur Stärkung ländlicher Räume angesichts der Konzentrationsprozesse in der Lebensmittelindustrie auch künftig leisten können, braucht es gute Rahmenbedingungen, von Förderung über Forschung und Ausbildung bis hin zu fairen Wettbewerbsbedingungen und weniger Bürokratie.”
Studie inkl. Grafiken zur Verwendung finden Sie hier
Quelle: BÖLW
Veröffentlichungsdatum: 14.02.2025
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