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„Auf unseren Tellern sollten künftig u.a. viel mehr Obst und Gemüse liegen “ Interview mit Dr. Margareta Büning-Fesel: Wie könnte unsere Ernährung in Zukunft aussehen?

06. August 2024

Damit wir Menschen auch zukünftig gut und nachhaltig essen können, ist eine grundlegende Veränderung unserer Ernährungsweise und der Landwirtschaft nötig, sagt die Präsidentin der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Im Interview erläutert Büning-Fesel, auf welche Weise sich die BLE auch international für diesen systemischen Wandel einsetzt.


Dr. Margareta Büning-Fesel. (Foto © BLE/ Steffie Freischem)

Dr. Margareta Büning-Fesel ist promovierte Ökotrophologin und seit Juni 2023 Präsidentin der BLE. Zuvor leitete sie das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) in der BLE und war von 1991 bis 2017 für den aid Infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e.V. tätig. Im Interview stellt sie die Wichtigkeit einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion und Ernährung im Sinne der Planetary Health Diet heraus.

Oekolandbau.de: Wie sieht für Sie die Ernährung der Zukunft aus?

Margareta Büning-Fesel: Die Ernährung der Zukunft wird vor allem mehr pflanzenbetont sein, ohne dabei auf tierische Lebensmittel wie Milch, Milchprodukte oder Fleisch zu verzichten. Damit alle Menschen dieser Erde gut und nachhaltig essen können, ist allerdings eine grundlegende Veränderung unserer Ernährungsweise und auch unserer Landwirtschaft nötig.

Auf unseren Tellern sollten künftig viel mehr Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse liegen und weniger Fleisch. So sehen es auch die neuen Lebensmittelbezogenen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und die Planetary Health Diet vor.

Was zeichnet die Planetary Health Diet aus?

Die Planetary Health Diet wurde von der EAT-Lancet-Kommission entwickt. Ziel der nachhaltigen Ernährung ist der Schutz der Gesundheit des Menschen und der Erde gleichermaßen. Die Planetary Health Diet legt den Schwerpunkt auf pflanzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, gesunde Fette, Nüsse und Samen. Um die Umweltbelastung zu reduzieren und die Gesundheit zu fördern, empfiehlt die planetare Ernährung einen moderaten Konsum von tierischen Produkten wie Fisch, Geflügel, Eiern und Milchprodukten und eine Reduktion von zuckerhaltigen Lebensmitteln.

Oekolandbau.de: Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen, die für eine gesunde und umweltverträgliche Ernährung der Zukunft zu bewältigen sind?

Margareta Büning-Fesel: Wenn wir ab morgen alle nach den neuen DGE-Empfehlungen oder der Planetary Health Diet einkaufen würden, dann wären die Regale in den Supermärkten schnell leer. Denn viele der empfohlenen Lebensmittel werden bisher weder in Deutschland noch weltweit in ausreichender Menge angebaut.

Das heißt: Nicht nur auf den Tellern, sondern auch auf unseren Feldern, im Lebensmittelhandwerk, in Industrie und Handel sowie in der Gemeinschaftsverpflegung ist eine Veränderung dringend notwendig.

Die größte Herausforderung und das Wichtigste ist, dass wir die Erderwärmung begrenzen. Denn sowohl Hitze und Trockenheit als auch die vielen Überflutungen derzeit werden ganz wesentlich durch die Klimakrise bedingt. Modellierungen zeigen: Es ist möglich, 10 Milliarden Menschen gesund und nachhaltig zu ernähren. Das braucht einen radikalen Umbau der Landwirtschaft in vielen Regionen.

Oekolandbau.de: Wie müsste sich Ihrer Meinung nach die Landwirtschaft und die Gesellschaft dafür verändern?

Margareta Büning-Fesel: Die Transformation des Agrar- und Ernährungssystems ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die gemeinschaftlich gestaltet und getragen werden muss. Die EAT-Lancet-Kommission hat dies sehr treffend zusammengefasst: Nachhaltige Lebensmittelproduktion setzt voraus, dass:

  • wir die Landnutzung nicht ausweiten,
  • die existierende biologische Vielfalt erhalten,
  • den Wasserverbrauch reduzieren,
  • die Schadstoffbelastungen durch Stickstoff und Phosphor erheblich einschränken,
  • die CO2-Emissionen senken und
  • keine weitere Zunahme der Emissionen von Methan und Stickoxiden verursachen.

Dazu gehört auch eine Reduzierung des Konsums von tierischen Produkten, eine Verbesserung des Tierwohls und eine umweltverträglichere räumliche Verteilung der Tierhaltung. Landwirtschaftliche Treibhausgase können zudem durch Wiedervernässung der Moore sowie Humuserhalt und -förderung reduziert werden.


Foto © BLE / AdobeStock Juergen Bochynek

Zu Letzterem und zur Förderung der Artenvielfalt und Biodiversität tragen beispielsweise ausgewogene vielfältige Fruchtfolgen bei. Auch der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.

Oekolandbau.de: Welchen Beitrag leistet die BLE, um eine nachhaltige Ernährungssicherung zu unterstützen?

Margareta Büning-Fesel: Die BLE trägt im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) auf vielfältige Weise zu einer nachhaltigen Ernährungssicherung bei. So fördern wir zum Beispiel in großem Umfang Projekte für eine zukunftsfähige Protein-Versorgung von Mensch und Tier und nachhaltige Verfahren für Anbau und Lebensmittelproduktion. Dazu gehören wasserschonende und düngersparende neue Techniken genauso wie alles, was mehr Vielfalt auf den Acker bringt, wie beispielsweise Eiweißpflanzen aus heimischem Anbau.

Die BLE unterstützt das BMEL sowohl bei der Entwicklung und Umsetzung seiner Maßnahmen zum Klimaschutz als auch bei den notwendigen Anpassungen der Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei und Aquakultur an den Klimawandel.

Wir leisten aber nicht nur durch Projekt- und Forschungsförderung sowie Marktunterstützung einen Beitrag zu einer nachhaltigen Ernährungssicherung, sondern auch durch unsere Kommunikation. Ein Ziel des BZfE ist es, in der Gesellschaft ein besseres Bewusstsein für die Bedeutung einer ausgewogenen und nachhaltigen Ernährung zu schaffen und den Verbraucherinnen und Verbrauchern Hilfestellung zu geben, sich ausgewogen und nachhaltig zu ernähren.

Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) zeigt Wege hin zu einer ökonomisch tragfähigen sowie ressourcen- und klimaschonenden Landwirtschaft auf. Ein Baustein des BZL ist das Informationsportal oekolandbau.de, auf dem über Öko-Landbau als eine Form der nachhaltigeren Landwirtschaft informiert wird.

Die BLE ist natürlich nicht nur auf nationaler Ebene tätig. Wir engagieren uns zum Beispiel für die internationale Forschungszusammenarbeit zum Thema Welternährung und beteiligen uns an EU-Partnerschaften, unter anderem zu den Themen Beschleunigung des Wandels der Agrarsysteme, Tiergesundheit und Tierwohl oder nachhaltige Ernährungssysteme.

 

Quelle: BLE, Oekolandbau.de  


 

Veröffentlichungsdatum: 06.08.2024

Schlagwörter

Interview, Dr. Margareta Büning-Fesel, Ernährung, Zukunft, Obst und Gemüse