Minister Özdemir: "Gefüllte Teller sind alles andere als selbstverständlich"
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir wirbt beim „Politischen Erntedank“ für mehr Wertschätzung für die Landwirtschaft und verleiht Professor Niklas-Medaillen.
Bundesminister Cem Özdemir mit den drei Ausgezeichneten, Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Prof. Ulrike Arens-Azevêdo und Prof. Dr. Thomas Mettenleiter (v. l. n. r.) © BMEL
Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, hat im Rahmen des „Politischen Erntedanks“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die Professor Niklas-Medaillen für besonderes Engagement auf dem Gebiet der Ernährung, Land- und Forstwirtschaft verliehen. Die höchste Auszeichnung des BMEL erhielten in diesem Jahr Professorin Ulrike Arens-Azevêdo, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) von 2016 bis 2019, Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, langjähriger Vorstandsvorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) sowie Professor Dr. Thomas Mettenleiter, Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) von 1997 bis 2023.
Minister Özdemir warb zudem darum, Landwirtschaft und die Leistungen der Landwirtinnen und Landwirte nicht als gegeben hinzunehmen, sondern mehr wertzuschätzen. "Gefüllte Teller sind alles andere als selbstverständlich. Dahinter steckt zum einen die Vielfalt der Natur, in Zeiten der Klimakrise vielleicht auch ihre Gnade, zum anderen steckt dahinter die harte Arbeit der Bäuerinnen und Bauern. Wir sollten uns die Frage stellen, wie wir die Distanz zwischen Konsument und Erzeuger, zwischen Teller und Acker wieder verringern können. Es wäre schon ein Gewinn, wenn jedes Kind in seiner Schulzeit mal einen Bauernhof besucht und dort erlebt, wie spannend, innovativ und technisch anspruchsvoll die Arbeit sein kann und wo unser Essen seinen Ursprung hat."
Bundesminister Cem Özdemir. © BMEL
Gleichzeitig betonte Minister Özdemir die Bedeutung von Landwirtschaft für Frieden und Sicherheit. "Wenn man mit eigenen Augen sieht, wie Getreide verladen wird, um damit an anderen Orten auf der Welt Hunger zu lindern, weiß man, dass es richtig und wichtig ist, für jede Handvoll Getreide zu kämpfen", schilderte Cem Özdemir mit Blick auf seine Reise in den Westbalkan, die Ukraine und Moldau Anfang Oktober. Dabei sei es auch darum gegangen, gemeinsame Werte zu betonten und die europäische Idee weiterzutragen und zu stärken. "Gerade in dem Bewusstsein, dass auch in diesen Regionen von außen versucht wird sie zu destabilisieren, müssen wir uns als Partner eines geeinten Europas anbieten, das der Demokratie den Rücken stärkt."
Mit Blick auf unsere Ernährung unterstrich Bundesminister Özdemir, es sei wichtig, miteinander darüber zu reden und dabei offen und konstruktiv ohne Unterstellungen zu diskutieren. "Machen wir uns nichts vor: Essen ist auch eine politische Frage. Es ist nun mal so, dass was und wie wir essen, nicht ohne Folgen für unsere Gesellschaft bleibt. Unser Ziel ist klar: Wir wollen gute Ernährung für alle Menschen in diesem Land leichter machen – jede und jeder soll eine echte und faire Wahl haben." Wichtig sei es, neuen Realitäten und Verbraucherwünschen gerecht zu werden: "Mit dem Tierhaltungskennzeichen ein Angebot für all jene machen, die sagen: Wir wollen Fleisch essen, aber wissen, wie das Tier gehalten wurde. Denjenigen die sagen, dass sie kein Fleisch essen wollen, machen wir ein Angebot mit der Eiweißpflanzenstrategie, von dem auch zugleich unsere heimische Landwirtschaft profitiert", so Özdemir.
Schließlich betonte Cem Özdemir, dass die Landwirtschaft auch einen Unterschied machen müsse, um ihren Beitrag zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen zu leisten. "Unsere Bäuerinnen und Bauern passen sich den neuen Realitäten an, weil es für sie Sinn macht, neu zu denken." Viele Landwirtinnen und Landwirte engagierten sich für Klima- und Umweltschutz, bessere Tierhaltung und Erhalt der biologischen Vielfalt, um weiterhin ertragreich gute Lebensmittel erzeugen können, sagte Özdemir. "Nur gesunde, fruchtbare Böden können ihr ökologisches Potenzial vollständig entfalten und dauerhaft Nahrungsmittel produzieren. Künftige Ernten sind eben nicht selbstverständlich, wenn kurzfristig Erträge gesteigert werden – koste es, was es wolle. Wir müssen die Interessen der Gegenwart mit den Interessen der Zukunft so in Einklang bringen, dass auch unsere Kinder und Enkel gute Ernten einfahren können. Genau diese Denkweise findet sich im ökologischen Landbau, er ist unser Leitbild und daher stärken wir ihn auch."
Quelle: BMEL
Veröffentlichungsdatum: 19.10.2023