Oekolandbau: Organische Mulchdecke oder Agrarfolie?
Werden Erdbeeren, Spargel und anderes Gemüse mit Kunststofffolien abgedeckt, können früher geerntet werden. Die Folien zersetzen sich jedoch teilweise und bleiben als Mikroplastik im Acker. Bio-Erzeugerinnen und Bio-Erzeuger verwenden recycelbare oder verrottbare Materialien oder setzen auf das organische Mulchen mit Stroh und Co. Das geht ganz ohne Plastik.
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Bereits seit den 1950er-Jahren sind Agrarfolien im Spargel- und im Erdbeeranbau üblich. Doch auch bei anderen Gemüsearten verbreitet sich das Abdecken der Böden mit sogenannten Mulchfolien, auch im Ökolandbau. Je nach Einsatzbereich unterscheiden sich die Folien hinsichtlich Farbe, Dicke, Rohstoffe und Abbauverhalten. Im Einsatz sind größtenteils Folien aus Polyethylen (PE), das aus Erdöl hergestellt ist. Daneben wächst das Angebot an biologisch abbaubaren Agrarfolien. Nach der Ernte werden diese in den Boden eingearbeitet, wo sie Mikroorganismen nach und nach abbauen. Ausgangsmaterial sind nachwachsende Rohstoffe wie Maisstärke oder Cellulose aus Holz, teils kombiniert mit erdölbasierten Bestandteilen.
Folieneinsatz lohnt sich
Durchsichtige Folien schützen die angebauten Pflanzen wie ein Miniaturgewächshaus vor Frost. Dadurch lassen sich Erdbeeren, Spargel und Gemüsearten wie etwa Salate, Kürbisse oder Zucchini deutlich eher anbauen und ernten. Gab es früher zum Beispiel die ersten deutschen Erdbeeren frühestens Ende Mai, kommen sie heute bereits Anfang Mai auf den Markt. Auch im Sommer und Herbst nützen die Abdeckfolien: Je nach Beschaffenheit kühlen oder wärmen sie den Boden, schützen ihn vor Austrocknung oder unterdrücken das Unkraut.
Die Kehrseite davon: Obwohl die Folien nach der Ernte meist nicht auf dem Acker liegen bleiben, landet ein Teil davon im Boden. Schon während der Nutzung zersetzt sich allmählich die Folie, der Kunststoff fängt an zu bröseln und reichert sich im Boden an. Durch die Bodenbearbeitung und Regenwürmer gelangt das Mikroplastik dann auch in tiefere Bodenschichten.
Umweltfreundlichere Folien
Bio-Betriebe versuchen möglichst wenige Abdeckfolien zu verwenden. "Keiner setzt gerne Kunststofffolien ein, die meisten bemühen sich um umweltfreundlichere Alternativen", sagt Regina Schneider, Gemüsebauberaterin bei Naturland. Bei Bioland und Naturland dürfen Plastikabdeckfolien, -Vliese und -Kulturschutznetze nur aus recycelbaren Kunststoffen wie PE (Polyethylen) oder PP (Polypropylen) eingesetzt werden. Nach Gebrauch sind sie möglichst zu recyceln und auf keinen Fall zu verbrennen. Zudem dürfen Bioland-Betriebe maximal fünf Prozent ihrer Anbauflächen mit Folie oder Vlies abdecken.
Organisches Mulchen als echte Alternative
Bei Demeter hat das sogenannte organische Mulchen Vorrang. Dabei wird der Ackerboden mit rein pflanzlichem Material wie etwa frischem oder siliertem Kleegras, Heu oder Stroh abgedeckt. "Das Prinzip des Mulchens ist so alt wie die Pflanzendecke der Erde, denn in der Natur sind Wald- und Wiesenböden durch Bedeckung mit Laub beziehungsweise abgestorbenes Wiesengras entstanden", erläutert der Agrarwissenschaftler Johannes Fetscher. Dadurch könnten sich die Bodenorgansimen artgemäß das ganze Jahr über ernähren und vermehren. "Der Tauwurm profitiert am meisten davon und öffnet den Boden für die Pflanzenwurzeln nach unten", weiß der Demeter-Landwirt aus einem fünfjährigen Mulchversuch. Nach seiner Einschätzung macht ein gut durchwurzelter Unterboden die Pflanzen unabhängiger von Wetterschwankungen und wirkt damit auch den Folgen der Klimaerwärmung entgegen.
Roggen und Wicken statt Plastik
Der Bio-Gemüsehof Dickendorf hat dieses Anbausystem maßgeblich vorangebracht und erforscht. Bereits seit gut zehn Jahren mulcht der rheinland-pfälzische Bio-Betrieb seine Gemüsefelder konsequent mit pflanzlichem Material. "So wie wir es von der Natur kennen, sind unsere Anbauflächen durchgängig bedeckt und der Boden gut durchwurzelt. Die organische Mulchdecke fördert die Bodenfruchtbarkeit und lässt das angebaute Gemüse besser gedeihen", sagt Tobias Euerl vom Gemüsehof Dickenhof.
Der Mulch hält das Wasser in Wurzelnähe – genau dort, wo es auch gebraucht wird. Dadurch bleibt der Boden auch in Trockenperioden schön feucht und locker. Nach der Ernte bleibt die Wurzelmasse zur "Fütterung" der Bodenorganismen in der Erde und sorgt so für einen humusreichen Boden.
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Quelle: Ökolandbau.de
Veröffentlichungsdatum: 12.04.2021
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