Protestwoche: Obstbauern aus Sachsen und Sachsen-Anhalt beteiligen sich an den Protesten
Es geht nicht nur um Agrardiesel und Traktorensteuer. Das ist zu einseitig und eng gesehen. Es geht um die Gefährdung von Existenzen durch ein reichhaltiges Maßnahmenpaket von Verboten und Einschränkungen der Agrarpolitik sowohl aus Brüssel, aber vor allem aus Berlin!
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In Deutschland wurde nach Angaben des Geschäftsführer des Landesverbands "Sächsisches Obst" e.V., Udo Jentzsch, auf die Vorgaben der EU zu oft noch „eine Schippe“ draufgepackt. Hinzu kamen Restriktionen z.B. beim Pflanzenschutz und der Düngung, die nur in Deutschland gelten. Gesetzlich verordnete Lohnerhöhungen bei stagnierenden oder durch globale Überproduktion sinkende Erzeugerpreise schädigen die Wirtschaftlichkeit. Dadurch werden die Landwirte gezwungen, ihre Angestellten immer im Niedriglohnsektor zu bezahlen, worüber sie sich nicht freuen. Die Wettbewerbsnachteile wachsen. Billigimporte schwächen die Wirtschaftlichkeit (z.B. türkische oder griechische Kirschen werden im Ladern billiger als zu den inländischen Produktionskosten angeboten). Die nachfolgende Generation hat kaum noch Lust auf Obstbau und Landwirtschaft. Es fehlen die Betriebsnachfolger in jeder Region.
Die Bauern protestieren nicht für eine 35-Std.-Woche oder mehr Urlaub oder mehr Lohn – sie wollen einfach nur ihren Beruf ausüben und die Versorgung mit Lebensmitteln sichern. Denn, so fragt der Geschäftsführer des Verbandes: Wollen wir bei Lebensmitteln nur noch vom Import abhängig sein?
Die Fakten und Ihre Folgen
• Der Selbstversorgungsgrad bei Obst liegt bei ca. 20 %
• Rückgang der Obstanbaufläche in Sachsen u. Sachsen-Anhalt in den vergangenen 10 Jahren um 1.200 ha =120ha jährlich, Tendenz steigend – Jeder gerodete Obstbaum ist für immer weg
• Aufgabe von Obstbaubetrieben wegen fehlender Perspektive in der Branche. In den vergangenen 10 Jahren haben 18 % der Obstbaubetriebe in Sachsen und Sachsen-Anhalt ihren Obstbaubetrieb aufgegeben oder den Obstbau eingestellt - unwiederbringlich
• Halbierung der Erdbeeranbaufläche in Sachsen seit Einführung des Mindestlohnes 2015 - Künftig kaum noch sächsischen Erdbeeren im Lebensmitteleinzelhandel infolge explodierender Kosten und Auflagen bei stagnierenden Erzeugererlösen
• Ständiger Verlust von wirksamen Pflanzenschutzmitteln für die Erzeugung von Qualitätsobst. Krankheiten vorbeugen oder heilen ohne Medikamente? In der Medizin unmöglich. Bei unseren Kulturpflanzen soll das gehen?
• Pflanzenschutz und Düngung sind kostenintensiv und kein Selbstzweck – sie gewährleisten die Gesunderhaltung und die Sicherung des Ertrages unserer Obstbestände. Früchte mit Pilzbefall oder Würmern sind unverkäuflich.
• Deutschland nimmt einen Spitzenplatz in Bezug z.B. auf Lohn - und Umweltstandards sowie bei der Sicherheit im Umgang mit Pflanzenschutzmittel ein. Importe von Obst und verarbeiteten Produkten aus Ländern mit wesentlich niedrigeren
Standards, dürfen im deutschen Handel verkauft werden. Das ist ein ungleicher Wettbewerb.
Die Forderungen des Landesverbands "Sächsisches Obst" e.V.
o Wettbewerbsgleichheit zu unseren europäischen Nachbarn und global
o Faire auskömmliche Erzeugpreise, erst dann überdenken von Subventionskürzungen. Und dann in ganz Europa – Subventionen halten künstlich die Lebensmittelpreise niedrig
o Importe nur von Obst mit gleichen Sozial-, Umwelt- und Produktionsstandards wie in Deutschland
o Abbau von Bürokratie und ständig neuen Produktionsauflagen und -einschränkungen
o Wirksame Pflanzenschutzmittel in breiter Vielfalt für gesunde Pflanzen und Lebensmittel!
Die derzeitige Agrar-Politik vernichtet Eigenversorgung, Biodiversität und Arbeitsplätze im ländlichen Raum.
www.sächsisches-obst.de
Quelle: Landesverband "Sächsisches Obst" e.V.
Veröffentlichungsdatum: 09.01.2024