Schweiz: Flugtransporte deklarieren? Nein, die Kosten-Nutzen-Rechnung geht nicht auf!
Die Swiss Retail Federation hat im Rahmen der Vernehmlassung zur Parlamentarischen Initiative «Flugtransporte bei Lebensmitteln deklarieren» klar Stellung bezogen. Die geforderte Erweiterung der bundesrätlichen Kompetenz zur Vorschreibung von weiteren Deklarationsangaben wie der Transportart, insbesondere Flugtransporte, lehnt die Swiss Retail Federation aufgrund der schlechten Kosten-Nutzen-Rechnung ab.
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Die Swiss Retail Federation ist sich der Bedeutung der Nachhaltigkeit bewusst und setzt sich innerhalb der Branche seit Jahren für hohe Standards und freiwillige Massnahmen für ein klimabewusstes Handeln ein. So verzichten mehrere Mitglieder der Swiss Retail Federation bereits komplett auf Flugtransporte bei frischem Gemüse- und Obst. Nichtsdestotrotz ist eine Deklarationspflicht von Flugtransporten klar abzulehnen. Die geforderte Anpassung des Lebensmittelgesetzes (LMG) würde bei einem kleinen ökologischen Nutzen zu sehr hohen Mehrkosten für den Detailhandel sowie die Kundinnen und Kunden führen.
Zweifelhafter ökologischer Effekt bei einer Verteuerung von 5 bis 20 Rappen pro Produkt
Die Schweiz ist aufgrund ihrer geographischen Lage auf Lebensmittelimporte angewiesen. Der Anteil an frischen Produkten, die per Flugtransport importiert werden, ist gering – weniger als 1% bei Früchten und Gemüse. Da der Transport nicht die einzige Ursache für Umweltschäden ist – zumal die Produktion von Lebensmitteln oft mehr Emissionen verursacht als der Transport – ist der ökologische Effekt minimal, falls eine solche Deklaration für die Kundschaft überhaupt zu einem Nichtkauf führen würde. Zudem gibt es in keinem einzigen Land der Europäischen Union eine verpflichtende Deklaration von Flugimporten. Angesichts des kleinen Marktes in der Schweiz ist es absolut unrealistisch zu erwarten, dass internationale Hersteller spezielle Verpackungen nur für den Schweizer Markt bereitstellen und die Mehrkosten übernehmen. Detailhändler schätzen die Mehrkosten für die Umdeklarierung zwischen 5 und 20 Rappen (100 Rappen = 1 Schweizer Franken) pro Produkt. Wird auch der Mehraufwand für die Kontrolle aller Frischprodukte berücksichtigt, stehen die Kosten erst recht in keinem Verhältnis zum fragwürdigen ökologischen Nutzen und würden sich auf die Kundenpreise auswirken – ob die Kundinnen und Kunden bereit sind dies zu akzeptieren, ist äusserst zweifelhaft. Eine weitere Zunahme des Einkaufstourismus wäre zu befürchten.
Fragwürdige Position der Bauernlobby
Die Schweizer Kunden haben bereits heute die Möglichkeit, auf schweizerische oder regionale Produkte zurückzugreifen, die entsprechend klar ausgewiesen werden. Die von bäuerlichen Kreisen nun anscheinend unterstützte Forderung nach Transportdeklarationen steht im Widerspruch zu ihren üblichen Forderungen nach Reduktion der Administrations- und Regulierungsdichte, die wir generell stützen. Diese Haltung kann laut Swiss Retail Federation nur so verstanden werden, als dass man ausländische Produkte künstlich weiter verteuern und damit den inländischen Lebensmittelmarkt weiter abschotten will. Das geht aber letztlich auf Kosten der preissensitiven Kundschaft.
Vernehmlassung betreffend der Deklaration für Flugtransporte
Quelle: Swiss Retail Federation
Veröffentlichungsdatum: 25.01.2024