Schweiz: Kräuter aus der Halle
Seit Ende 2021 wird im zürcherischen Niederhasli eine Vertical-Farming-Pilotanlage betrieben. Einmal ausgereift, sollten solche Anlagen beispielsweise den bestehenden Anbau auf Gemüsebetrieben ergänzen. Vorerst muss sich das Start-up Yasai aber auf die ganzjährige Versorgung von einheimischen Kräutern konzentrieren.
Foto © Yasai
Vor gut eineinhalb Jahren nahmen das ETH-Spin-Off Yasai und die Schweizer Agrargenossenschaft Fenaco die Vertical-Farming-Pilotanlage in Betrieb. Seit dem 1. Februar 2022 wird das Vorhaben als «Innosuisse»-Forschungsprojekt weiter vorangetrieben: Mit Leistungen im Wert von rund einer Million Schweizer Franken kann Yasai zusammen mit Spezialistinnen und Spezialisten der ZHAW, der Agroscope und der Fenaco sämtliche Anbau- und Arbeitsprozesse der Vertical Farm optimieren. Damit sollen Ausbeute, Qualität, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit der Anlage verbessert werden.
Neue Geschäftsfelder für die Landwirtschaft
Im Sinne des Genossenschaftszwecks engagiere sich die Fenaco, Schweizer Landwirtinnen und Landwirte bei der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Unternehmen zu unterstützen. Dazu gehöre auch die Prüfung und Erschliessung von neuen Geschäftsfeldern, sagt Daniel Schwab vom Warengruppenmanagement Gemüse der Fenaco Landesprodukte und Projektmanager Vertical Farming: «Mit der Vertical-Farming-Anlage in Niederhasli wollten wir unter anderem prüfen, ob diese Art der Produktion beispielsweise als Ergänzung zur klassischen Gemüseproduktion auf Landwirtschaftsbetrieben eingesetzt werden kann.»
Die Vorstellung war, dereinst bestehende, aber leere Agronomiegebäude umzunutzen und solche Anlagen einzubauen, die Mengen zusammenzuführen, um dann mit einer Gesamtmenge auf den Markt zu treten. Um anbautechnische, betriebswirtschaftliche und marktbezogene Aspekte zu beleuchten, wurde auch ein sogenanntes Soundingboard bestehend aus Seeländer Gemüseproduzenten einberufen: Der Kontakt zur Praxis auf dem Feld oder in den Gewächshäusern ermöglicht einen Wissenstransfer und Austausch zwischen Technologen und Anwendern und soll schlussendlich helfen, eine Lösung zu entwickeln, die am Markt gut aufgenommen wird und sich auch tatsächlich durchsetzt.
Unrealistisch im Kleinformat
Allerdings stellte sich der Ansatz der Vertical Farm auf einem Landwirtschafts- oder Gemüsebetrieb ziemlich bald als nicht realisierbar heraus. «Als wir begannen, zusammen mit Yasai intensiv über Standort, Infrastruktur und Investitionskosten zu diskutieren, realisierten wir relativ schnell, dass es noch nicht möglich ist, auf Landwirtschaftsbetrieben im Kleinformat Vertical Farming zu betreiben», erklärt Daniel Schwab und ergänzt: «Der Schlüssel zu einem rentablen Betrieb liegt bei der Skalierung und Automatisierung der Prozesse.»
Sogar die Anlage in Niederhasli mit 1’200 Quadratmetern Anbaufläche auf einer Bodenfläche von 320 Quadratmetern dürfte idealerweise noch grösser sein. Das Start-up plant denn auch bereits grössere Anlagen. «In Schlieren ist die erste vertikale Farm der Schweiz geplant, die in ein Wohnquartier integriert wird», sagt Marc Zahran, Co-Gründer und CEO von Yasai. Ab 2026 sollen dort in einer rund 8 Meter hohen Halle auf einer Anbaufläche von 2’600 Quadratmetern Kräuter und Blattsalate angebaut und auch direkt vor Ort verkauft werden. Daneben verfolgt Yasai an Standorten mit bereits vorhanden Logistikzentren auch die Integration von sogenannten XL-Vertical-Farms mit Anbauflächen von über 10’000 Quadratmetern. «Denn erst mit der Skalierung kommt mehr Rentabilität zurück und die Volumen sind dann auch dort, wo sie sein müssen, um den Markt im grossen Stil mit Produkten aus der Vertical Farm zu beliefern», erklärt Marc Zahran.
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Veröffentlichungsdatum: 14.06.2023