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Österreich: Bio-Landwirtschaft fordert mehr Selbstbestimmtheit

25. Juni 2024

Die Bio-Landwirtschaft agiert derzeit in einem volatilen Umfeld: Die herausfordernde Marktsituation und zunehmende Bürokratie führten allein 2023 österreichweit zu einem Ausstieg von knapp 1.000 Betrieben aus Bio, berichtet das Agrarisches Informationszentrum (AIZ).

Seit dem Frühjahr 2024 setzt sich im Verband BIO AUSTRIA in Oberösterreich ein neues Vorstandsteam für die Interessen der Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern ein. An der Spitze des Verbands steht mit Magdalena Barth eine junge und dynamische Biobäuerin aus dem Bezirk Braunau.

Magdalena Barth wurde im April einstimmig zur neuen Obfrau des Landesverbands gewählt. Gemeinsam mit ihren Eltern betreibt Barth einen Bio-Milchviehbetrieb in Munderfing, Bezirk Braunau. Als studierte Philosophin und Germanistin vereint Magdalena Barth praktische Erfahrung mit einem klaren Blick für die Zukunft der Bio-Landwirtschaft.

„Starke Verbände und engagierte Funktionärinnen und Funktionäre sind für uns als Landwirtschaftskammer OÖ von großer Bedeutung. Deshalb ist es eine große Freude, dass nun mit Magdalena Barth eine junge Bio-Bäuerin an der Spitze des Verbandes Bio Austria OÖ steht und sich für die Zukunft der Bio-Landwirtschaft stark macht“, freut sich Franz Waldenberger über die gelungene Nachfolge im Bioverband.
 
Zahl der Bio-Betriebe geht zurück

Ähnlich wie im Vorjahr gab es auch 2023 sowohl bei den Bio-Betrieben, als auch bei der Bio-Fläche einen leichten Rückgang. Im Vergleich zu 2022 sind das um 1,4 Prozent (64 Betriebe) weniger. Im Vergleichszeitraum von 2019 bis 2023 ging die Anzahl an Bio-Betrieben um 2,5 Prozent zurück. Mit 31. Dezember 2023 hatten in Oberösterreich 4.553 Betriebe einen gültigen Kontrollvertrag bei einer akkreditierten Bio-Kontrollstelle. Keine Veränderung gab es beim Anteil der Bio-Betriebe in Bezug auf alle landwirtschaftlichen Betriebe in Oberösterreich. Dieser liegt konstant bei 20,3 Prozent.

Die landwirtschaftliche Nutzfläche der Bio-Betriebe beträgt insgesamt 92.832 Hektar. Das entspricht einem Rückgang der biologisch bewirtschafteten Fläche im Vergleich zu 2022 um ca. 0,5 Prozent (Minus 431 Hektar). Im Vergleichszeitraum 2019 bis 2023 stieg die bio-bewirtschaftete Fläche jedoch um 0,58 Prozent, was auf ein Wachstum der Betriebe schließen lässt. Hinsichtlich der biologisch bewirtschafteten Fläche liegt der Bio-Anteil bei ca. 19 Prozent. Besonders hoch ist der Anteil im Grünland – dieser liegt bei rund 27 Prozent. Hier wird auch deutlich, dass die meisten Bio-Betriebe in den Grünland-Regionen (Mühlviertel, Salzkammergut) liegen. Bio-Ackerflächen machen in Oberösterreich einen Anteil von ca. 12 Prozent an der Gesamtackerfläche aus.


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Strukturwandel macht Bio-Betrieben zunehmend zu schaffen
 
„Die Entwicklung zeigt, dass der Strukturwandel auch im Bio-Bereich stark Einzug hält. Der Nachwuchs an Bio-Betrieben fehlt und das muss uns schon stark zu denken geben. Wir schaffen es derzeit nur mehr sehr vereinzelt, neue Bio-Betriebe zu gewinnen. Es fehlt an Impulsen am Markt und aus dem Förderprogramm. Zudem fühlen sich viele Landwirtinnen und Landwirte von der Bürokratie überreguliert“, führt Präsident Waldenberger kritisch zu den Gründen aus.
 
Fehlende Markt-Anreize
 
Neben der überbordenden Bürokratie sind es auch die fehlenden Anreize aus dem Markt. Besonders im Bio-Ackerbau sehen sich die Betriebe mit niedrigen Deckungsbeiträgen konfrontiert. Das Preisband der Haupt-Ackerkulturen hat sich auf niedrigem Niveau eingependelt und ist auf dem Stand von vor 10 bis 15 Jahren. Die Kosten stiegen aber auch in der Bio-Landwirtschaft analog zur allgemeinen Teuerung.


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„Die Betriebe brauchen wieder positive Signale vom Markt. Letztlich hängt die Zukunft des Biolandbaus von der Entwicklung des Bio-Absatzes ab. Mehr Bio in der Gemeinschaftsverpflegung, aber auch die verpflichtende Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie wären dabei wichtige Hebel. Wenn die Bio-Bauern nichts mehr verdienen, wird es schwierig werden, sie in der Produktion zu halten“ so Präsident Waldenberger.

„Zum wiederholten Mal fordern wir in der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer die konsequente Umsetzung des Best- anstelle des Billigstbieter-Prinzips in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung. Trotz des Nationalen Aktionsplans zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung werden wichtige Meilensteile nicht erreicht, ja nicht einmal überprüft. Wir fordern daher ein bundesweites Monitoringsystem um sicherzustellen, dass Bio- und Regionalanteile in öffentlichen Küchen lückenlos erfüllt werden. Das ist ein Anreiz und zugleich ein dringend notwendiges Bekenntnis zur heimischen Bio-Landwirtschaft.“

 
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Mehr Selbstbestimmtheit im Biolandbau
 
Derzeit ist in vielen Bereichen der Landwirtschaft eine Bürokratiefrustration zu erkennen. Das gilt auch für die Biolandwirtschaft. Mit der neuen EU-Bio-Verordnung sind zahlreiche Änderungen im Bereich der Dokumentationen und behördlichen Antragsverfahren dazugekommen. Wie ihre „konventionellen“ Berufskollegen müssen auch Bio-Betriebe entsprechende Anforderungen aus dem Agrarumweltprogramm erfüllen und sind von allen Basisanforderungen sowie Auflagen in der Tierhaltung und im Pflanzenbau betroffen.
 
Waldenberger betont: „Bio-Betriebe sind Kontrollen und Aufzeichnungen gewohnt, aber irgendwann bringt die Summe an Anforderungen auch den geübtesten Bio-Landwirt an die Frustrationsgrenze – insbesondere wenn die geforderten Maßnahmen nicht praxistauglich sind und den nachhaltigen Ansatz der Bio-Landwirtschaft nicht anerkennen.

Der ganzheitliche Ansatz der Bio-Bewirtschaftung bringt bereits eine große Vielfalt mit sich: durch die Fruchtfolge und durch das Vorhandensein von Beikräutern in den Kulturen. Das ist echte Biodiversität kombiniert mit nachhaltiger Lebensmittelproduktion. In der Bio-Landwirtschaft wird ein verantwortungsvoller und nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen generell großgeschrieben“, führt Präsident Waldenberger, selbst Bio-Bauer, aus.
 
„Es schmerzt, wenn langjährige Bio-Betriebe das Handtuch werfen“
 
Die Rückgänge in der Bio-Landwirtschaft sind somit auch auf den Bürokratieaufwand zurückzuführen. „Es schmerzt, wenn langjährige Bio-Betriebe das Handtuch werfen. Daher fordern wir wieder mehr Selbstbestimmtheit in der (Bio)-Landwirtschaft. Die Mehrerlöse aus der Bio-Produktion können den zusätzlichen Bürokratie- und Zertifizierungsauswand nicht mehr in allen Bereichen aufwiegen. Das trifft beispielsweise insbesondere auf extensiv geführte Bio-Grünlandbetriebe mit Mutterkühen zu, wo der Preisunterschied zwischen bio und konventionellen Nutzkälbern oft nur marginal ist“, erläutert der LK-Präsident
 
Nachbesserungen im ÖPUL-Programm bringen mehr Geld auf die Bio-Höfe
 
„Erfreulich ist, dass es nach intensiven Verhandlungen nun doch zu Nachbesserungen im österreichischen Agrarumweltprogramm für die Bio-Betriebe gekommen ist. Speziell der Bio-Verband BIO AUSTRIA hat sich hier intensiv für die Anliegen der Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern eingesetzt, die wir als LK OÖ natürlich unterstützt haben“, führt Präsident Waldenberger aus. Insgesamt sollen ab 2025 durch verschiedenste Maßnahmen jährlich 20 Millionen Euro mehr auf die Bio-Höfe kommen. Ein neues Kreislaufwirtschafts-Top-up und ein betrieblicher Zuschuss für den gesamten Kontrollaufwand sollen Unterstützung für die Bio-Betriebe bringen.
 
„Das Wachstum in der Bio-Produktion flacht ab. Wollen wir es wieder ankurbeln, braucht es in den oben genannten Bereichen attraktivere Rahmenbedingungen für die Bio-Landwirtschaft, um die gesteckten Ziele von 30 Prozent Bio-Flächenanteil bis 2027 und 35 Prozent Bio-Flächenanteil bis 2030 aus dem Bio-Aktionsprogramm erreichen zu können. Bio-Bäuerinnen und Bauern liefern uns nicht nur hochwertigste Lebensmittel, sie leisten auch einen wesentlichen Beitrag für Klima und Umwelt. Diese Mehrleistungen der Bio-Landwirtschaft sind auch wesentlich für unsere Gesellschaft“, bekräftigt LKOÖ Präsident Franz Waldenberger abschließend. 

 

Quelle: AIZ.info

Veröffentlichungsdatum: 25.06.2024

Schlagwörter

AIZ, Österreich, Bio-Landwirtschaft, fordert, mehr Selbstbestimmtheit