Torf in Champignon-Deckerden – Alternativen gesucht
Auf Initiative des stellvertretenden Vorsitzenden des Bundes Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer (BDC) e. V. , Dr. Torben Kruse, fand am 23. März 2022 in Visbek-Rechterfeld bei der Pilzkulturen Wesjohann GbR ein Treffen zum Thema Torfersatz bei Champignon-Deckerden statt.
Qualität und Menge spielen eine wichtige Rolle in der Champignonproduktion. Abläufe und Zeitmanagement sind strikt getaktet, um das Lebensmittel frisch und sicher in den Handel und bis zum Verbraucher zu bringen. Foto © BDC
Geladen waren Dr. Thomas Schmidt und Prof. Dr. Nazim Gruda vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), um gemeinsam mit den Projektbeteiligten vom Projekt „MykoDeck“ und mehreren BDC-Mitgliedern die Herausforderungen näher zu beleuchten, Möglichkeiten potenzieller Torfersatzstoffe zu diskutieren und Lösungen zu finden. Kern der Veranstaltung war die Betriebsbesichtigung von Pilzland, welche anschaulich die aufwendige Pilzproduktion und Ernte darstellte. Zuvor kam es zum Austausch bezüglich Torfs in der Pilzproduktion und welche Anforderungen an einen Ersatzstoff aus Sicht der Teilnehmer gestellt werden müssten.
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Traditionell wird die Deckerde zu einem Großteil aus Schwarztorf hergestellt. Aber Schwarztorf ist endlich und wird immer knapper. Die Auflagen für den Abbau werden restriktiver. Auch sei die Nutzung aus gesellschaftlichen und politischen Gründen mit Blick auf die Umweltauswirkungen unerwünscht. Auf den ersten Blick scheint nebensächlich, was als Deckerde über dem Pilzsubstrat liegt. In den meisten Substraten und Böden wimmelt es jedoch von Bakterien und Schadpilzen. Explosionsartig würden diese sich im feucht-milden Klima in der Pilzproduktion ausbreiten, verdeutlicht Dr. Kruse. Das wäre in der Nahrungsmittelproduktion unmöglich, eventuell sogar gefährlich. Es muss die gesamte Kostenstruktur bedacht werden. Ein Großteil der Kosten macht weiterhin die Ernte der sensiblen Produkte aus. Bisher wurden Kokosfasern, Weißtorf, Grünkompost, Papier oder das Wiederverwenden von bereits in der Kultur genutzter Deckerde von BDC-Mitgliedern als Alternativen benannt, mit denen bereits experimentiert wurde, welche jedoch nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben. Es gibt Probleme bei der Beschaffung von Stoffen in einheitlicher und guter Qualität. Papier, das als Altpapier in großem Maß gesammelt wird, könnte wegen der Bedruckung und der darin enthaltenen Chemikalien sich in den Pilzen wiederfinden.
An dieser Stelle hat das Projekt „MykoDeck“ im August 2021 am Institut für Holztechnologie Dresden (IHD) angesetzt und die Entwicklung torffreier Abdeckerden für Champignon und andere Kulturpilze im Fokus. Gleich mehrere Torfersatzstoffe sollen erprobt und unter realen Bedingungen getestet werden, bestätigt Natalie Rangno vom IHD. Für Proben aus dem laufenden Betrieb und Untersuchungen stehen die BDC-Mitglieder zur Verfügung. Parallel zur Materialentwicklung werden Verfahren und Technologien erarbeitet, um gleichbleibend hohe Produktqualitäten im Vergleich zu torfhaltigen Abdeckerden absichern zu können und maximale Erträge zu erzielen. Weitere Beteiligte sind bei dem Projekt des Fraunhofer-Instituts für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) als federführende Forschungsstelle und der LAV Technische Dienste GmbH & Co. KG. Um auch in ferner Zukunft frische Pilze zu produzieren, beteiligt sich der BDC intensiv an der Unterstützung und dem Austausch mit den Projektbeteiligten. Die Diskussion soll auf der kommenden Vorstands- und Beiratssitzung am 16. Mai in Hannover weiter vertieft werden.
Quelle: BDC
Veröffentlichungsdatum: 06.05.2022