Wissenschaft: EU-Mercosur-Handelsabkommen widerspricht European Green Deal
Das geplante EU-Mercosur-Handelsabkommen steht in vielen Punkten in klarem Gegensatz zu den Zielen des European Green Deals und widerspricht einer Reihe von Nachhaltigkeitskriterien, stellte ein Team internationaler Wissenschafter unter Beteiligung der Universität für Bodenkultur Wien (Boku) in einem kürzlich in der Fachzeitschrift "One Earth" veröffentlichten Artikel fest.
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Die Forscher warnen vor der Freisetzung großer Mengen Kohlendioxid durch die Entwaldung in Südamerika und einer damit einhergehenden Befeuerung der globalen Klimakrise, heißt es in einer Meldung von aiz.info, das Agrarisches Informationszentrum. Die großflächige Abholzung beschleunige nicht nur das Artensterben, sondern erhöhe auch die Wahrscheinlichkeit für künftige Pandemien. Davon abgesehen könnte sich der Amazonas einem Kipppunkt nähern, der zu einem raschen Wandel vom üppigen Regenwald zur trockenen Savanne führe. Das wiederum würde die Niederschläge, von denen die südamerikanische Landwirtschaft abhängt, drastisch reduzieren, verdeutlichen die Wissenschafter.
Entwaldung in Südamerika befeuert globale Klimakrise
"Soviel ist klar: Wenn wir Wälder zerstören, leiden alle darunter. Trotz aller Klimaschutz-Bestrebungen ist die EU weltweit führend beim Import von Agrarprodukten, die Entwaldung verursachen", erklärt Hauptautorin Laura Kehoe von der Universität Oxford. Zwischen 1990 und 2008 sei für die Ausweitung der Anbauflächen, die mit dem Konsum in der EU in Verbindung stehen, eine Fläche in der Größe Portugals gerodet worden. Auch ohne Handelsabkommen importiere die EU jedes Jahr über 10 Mio. t Soja und 200.000 t Rindfleisch aus dem Mercosur-Block. Dafür werde in der Anbauregion alle drei Minuten die Fläche eines Fußballfeldes gerodet.
Grundsätze für nachhaltige Handelsabkommen formuliert
In ihrem Artikel formulieren die Forscher Grundsätze nachhaltigerer Handelsabkommen. Ihrer Meinung nach sollte neben der Rückverfolgbarkeit der Herkunft von landwirtschaftlichen Produkten ein partizipativer Prozess eingeleitet werden, der indigene Völker, lokale Gruppen, politische Entscheidungsträger und Wissenschafter miteinbezieht. Als weitere Mechanismen nennen sie kollektive Rechtsbehelfe (damit unterrepräsentierte Gruppen rechtliche Schritte einleiten können), Due Diligence (damit Unternehmen rechtlich für ihre gesamten Lieferketten verantwortlich sind) und die Aussetzung des Handels mit Waren, die im Zusammenhang mit Entwaldung oder Menschenrechtsverletzungen stehen.
"Wir wollen, dass die EU aufhört, Produkte zu importieren, deren Anbau im Ausland Chaos verursacht. Stattdessen sollte sie eine weltweit führende Rolle übernehmen, um nachhaltigen Handel zu ermöglichen", so Kehoe, die untersucht, wie und wo Fleischkonsum Entwaldung vorantreibt. "Wenn Lebensmittel auf illegal abgeholzten Flächen angebaut werden, warum ist es dann nicht illegal, sie zu kaufen?"
Den vollständigen Artikel finden Sie hier.
Quelle: Aiz.info
Veröffentlichungsdatum: 11.09.2020