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Bio-Verbandsware und die Bürokratie18. Februar 2025

Das Produkt Bio-Verbandsware entstand am Beginn der Biobewegung, als Glücksritter das Bio-Geschäft vereinnahmen wollten. Deren Maxime war die Erfüllung der Mindestanforderungen nach EU-Bio-Verordnung und danach das dicke Geld scheffeln.

Die Bio-Pioniere haben mit einer Bio-Verbandsstrategie erfolgreich dagegen gehalten. Eigene Bio-Regularien, die über den EU-Biostandard hinaus gingen und in dieser Zeit nicht so einfach von etwaigen Glücksrittern erfüllt werden konnten.

Bioverbände haben danach ihre Bio-Verbandsmarken bei den wichtigsten Kunden positionieren können und somit dem „Nur-EU-Bio-Standard“ erfolgreich das Wasser abgegraben.

Soweit so gut.

Mittlerweile ist es so, dass ein relativ starker Kampf um Marktanteile zwischen den Bio-Verbänden entstanden ist. Da mussten die Bioverbände ihr eigenes Profil weiter schärfen, damit sie im Wettbewerb besser wahrgenommen werden.

Leider lief da manches in die verkehrte Richtung. Die Marketingexperten haben Richtlinienverschärfungen für die Produktion erfunden, damit sie sich besser differenzieren können. Die Produktionsexperten mussten dies dann umsetzen. Das Problem ist bei den Bio-Bauern angekommen.

Die Bioverbände waren bisher nicht zu bewegen, ihre Verbandsrichtlinien einigermaßen an zu gleichen und damit eine gegenseitige Akkreditierung zu ermöglichen.

Dies hat einen guten Grund. Wenn jeder Verband weiterhin seine eigenen Verbandsregeln hat, dann kann er genau für diese von seinen Verbandsmitgliedern Beiträge, Lizenzen und Merketinggebühren einheben. Dies ist mittlerweile zu einer Gelddruckmaschine geworden, die ein erfolgreicher Verband nicht mehr teilen möchte.

Beim Bio-Bauern bleibt ein relativ großer bürokratischer Aufwand bei jeder einzelnen Verbandsmitgliedschaft. Daneben ist für die gleiche Produktion mehrfach Mitgliedsbeitrag, Verbandskosten und vor allem auch Kontrollaufwand und Kontrollkosten entstanden. Dies in einer Höhe, wo es schön langsam unerträglich wird.

Im Molkereibereich registrieren wir über das normale Maß hinaus Rückumstellungen von Bio auf konventionelle Produktion. Mit eine der Ursachen war, dass einzelne Verbände die Bio-Milchbauern vor die Entscheidung gestellt haben, entweder zu ihrem Verband zu wechseln oder ihren bisherigen Markt zu verlieren. Entnervt haben Rückumsteller die Segel gestrichen. Auch im Bio-Obstgeschäft hat diese Strategie langjährige größere Lieferanten de facto über Nacht vor die Tür gestellt.

Die ersten Anläufe von gegenseitigen Akkreditierungen der Bioverbände sind wieder stecken geblieben. Die Politik ist mit Neuwahlen beschäftigt und hat dazu keine freie Energie, um dafür Druck zu machen.

Die Bio-Bauern zahlen derzeit jedenfalls ihre mehrfach Beiträge.


Fritz Prem

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