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Strahlemann – Buhmann06. März 2020

Der Eigentümer eines der größten Lebensmittelhändler Österreichs musste erleben, wie er innerhalb weniger Tage sein langjährig und mühsam aufgebautes Image als Strahlemann des Lebensmittelhandels verloren hat und zum Buhmann der Nation wurde.

Zur Vorgeschichte. Der Frontmann des großen familiengeführten Unternehmens hat über Jahre hinweg immer wieder das Bewusstsein in der öffentlichen Meinung geschärft, dass er mit seinem Handelsunternehmen etwa ein Drittel der österreichischen Konsumenten mit Lebensmittel versorgt.

Zur Marktmacht angewachsen

Er hat sich mit seinem Unternehmen sehr geschickt im ganzen Konzentrationsprozess des LEH entwickelt und ist so zur heutigen Marktmacht angewachsen.

Einer starken Marktmacht in der Nachfrage steht derzeit ein doch sehr zerrüttetes und zersplittertes Angebot gegenüber. Dass sich dadurch ein Ungleichgewicht in der Verhandlungsposition ergibt, dies liegt in der Logik der Spielregeln.

Ein Ungleichgewicht und seine Folgen

Dieses Ungleichgewicht führte in der ganzen Branche dazu, dass die Produzentenpreise Schritt für Schritt erodiert (ausgelutscht) wurden. Die Zersplitterung des Angebotes hat es nicht möglich gemacht, dem etwas entgegen zu halten.

Die Bauern machen mit der Produktion ihrer Produkte im Durchschnitt keine Gewinne mehr und leben von der Substanz. Dies geht nur eine gewisse Zeit.

In diese Situation hinein hat der Frontmann seine jährliche Bilanz-Pressekonferenz abgehalten und der Öffentlichkeit erklärt, wie wirtschaftlich erfolgreich sein Unternehmen im letzten Jahr war – ein kaufmännischer Gewinn stand auf der Haben-Seite.

Darüber hinaus hat er sich zur Aussage hinreißen lassen: die Bauern sollten ihm dankbar sein, dass sie ihre Produkte über seine Handelskette verkaufen können.

Der Anteil der Ausgaben für Lebensmittel an den Gesamtausgaben sinkt weiter

Zur gleichen Zeit hat er der Molkereiwirtschaft signalisiert, dass er trotz ruinöser Produzentenpreise an eine Absenkung der Preise für Molkereiprodukte denke.

Das zeitliche zusammentreffen hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Die größte Bauernorganisation des Landes hat das Demonstrieren nicht den Splittergruppen und NGO‘s überlassen. Sie hat selbst eine sehr effiziente und doch nicht so aufwändige Bauern-Demonstration mit ihren Traktoren organisierst. Diese Traktoren haben im gesamten Bundesgebiet zur gleichen Zeit in der filigranen Logistik-Kette die Zentral-Auslieferungslager dieses Familienunternehmens blockiert.

Im jagdlichen Jargon würde man sagen: ein Blattschuss!

Vom Strahlemann zum Buhmann – durch die Macht der Bauern. Weitere Beispiele könnten folgen.

Fritz Prem

 

 

KOMMENTARE (2) Artikel kommentieren
10.03.2020
14:33 Uhr
Markus Puder
Da würde ich doch sagen:
Alles richtig gemacht liebe Bauern. Und Grüße aus Deutschland.:-)
14.04.2020
08:30 Uhr
Fritz Prem
Hallo Markus Puder, diese Aktion zeigt ganz deutlich: wenn man eine Aktion strategisch richtig aufsetzt, dann braucht es keinen riesigen Aufwand und hat trotzdem eine enorme Wirkung.
Nur mit dem Traktor herum zu fahren, um seinem Ärger Luft zu machen, ist eine andere Sache...