Vollversorgung18. September 2022
Wenn der Lebensmittelhandel die Botschaft der Bauern transportiert, dass diese eine Vollversorgung garantieren, dann ist das die eine Seite. Sie hätten damit dieses Versprechen ein zu lösen – auch in ihrem Verhalten Richtung Bauern.
Wenn aber Bauernverbände und Bauern selbst dabei assistieren und nicht müde werden, in aller Öffentlichkeit sich zu rühmen, dass sie immer und jederzeit sich abrackern, damit eine Vollversorgung der gesamten Bevölkerung gegeben ist, dann haben sie nach den ungeschriebenen Spielregeln des Marktes einen Trumpf in der Vermarktung aus der Hand gegeben.
Sie liefern immer – ohne wenn und aber.
Dankbarkeit zu erwarten ist hier keine Kategorie
Wenn ich als Anbieter nicht die freie Wahl habe, bei einem zu tiefen Preisgefüge am Markt kein Produkt für den Kunden zu produzieren, dann habe ich eine Spielregel des Marktes missachtet.
Der Produzent hat sich ja damit moralisch verpflichtet, immer zu liefern.
Der Aufkäufer ist damit aus der Pflicht entlassen, für ein Preisgefüge zu sorgen, damit sein Lieferant kaufmännisch wirtschaften kann. Der Produzent liefert sowieso immer, er hat es ja über seine Vertreter dem Konsumenten versprochen.
Solche Verhaltensmuster haben eine langfristige Auswirkung. Wenn sich Bauern nicht mehr wirtschaftlich an ihr Versprechen halten können um den Markt voll zu versorgen, dann hören sie auf. Unweigerlich und endgültig.
Langfristig destruktive Wirkung
Bei der Milchproduktion ist diese Entwicklung bereits voll im Gang. Für bestehende Molkereien ist damit zu wenig Rohstoff vor Ort. Die Molkereien haben ein wirtschaftliches Problem und müssen Rohstoff von anderswo her bekommen. Sie damit müssen auch vom Begriff „Regional“ Abschied nehmen.
In der Obstsparte sehe ich eine gleich gelagerte Entwicklung bereits im Gange.
Bauernhöfe mit Obstproduktion finden mittlerweile wieder schwer Nachfolger. Extensivierungsvarianten auf Grund der massiv gestiegenen Pflanzenschutzmittel- und Düngemittelpreise bringen unweigerlich einen langsamen Rückgang der Erträge.
Die Marktmittler bringen zu wenig Geld vom Markt
Obsthändler vor Ort bekommen damit mittelfristig weniger Mengen und damit weniger Fixkostenträger ins Haus. Sie müssen daher ihre Lager an branchenfremde Mieter weiter geben oder handeln in Zukunft mit Äpfeln aus Polen, Chile oder Neuseeland. Haben sie das wirklich so gewollt?
Zusammenfassend sei Ursache und Wirkung festgehalten:
Erzeuger verstoßen gegen die ungeschriebenen Spielregeln des Marktes.
Es kommt damit zu wenig Geld vom Markt zum Erzeuger.
Verursacher von zu wenig Geld für die Produzenten sind nicht die Konsumenten, sondern die Marktmittler dazwischen.
Fritz Prem
Weitere kolumne
- 11.11Einwegverpackungen aus Plastik
- 30.10Verhalten in einer Partnerschaft
- 21.10Ungleiche Produktionsbedingungen innerhalb der EU
- 08.10Bioäpfel aus neuen Angebotskanälen
- 16.09Auspressen wie eine Zitrone
- 09.09Der Pro-Kopf-Verbrauch
- 02.09Versteigerung oder Verkaufs-Agentur
- 22.08Aufbruchstimmung aus der Talsohle
- 16.08Preiselastizität bei Rohware
- 31.07Neue Sorten – ein Thema Ende nie
- 15.07Konsumrückgang bei „gesundem“ Lebensmittel
- 03.07Preisanpassung Bio
- 25.06Verkauf ohne Personal
- 12.06Wettbewerb um Azubi
- 03.06Der Arbeitsinspektor kommt
- 13.05Kakao-Preise und die Schokolade
- 07.05Dauerthema Rückstände in Lebensmitteln
- 29.04Die Botschaft vom Blüten-Frost
- 22.04Politik macht Wirtschaft?
- 08.04Pink Lady als Klassenprimus
- 25.03Ergebnisse zählen
- 18.03Wer sendet die Botschaften
- 11.03Schuss ins eigene Knie
- 04.03Verbote, Nachweispflichten und Bürokratie
- 12.02Lieferkettengesetz – ist die EU schuld?
- 05.02Grundprinzipien werden missachtet
- 29.01Der Konkurrent
- 22.01Traktorendemo mit 11 Traktoren
- 14.01New Deal
- 20.12Weihnachtsgeschäft
- 11.12Nikolaus und sein Geschenksackerl
- 27.11Bio oder Regional
- 20.11Marktforschung und ein Plus von 25%
- 13.11Nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmittel (SUR)
- 07.11Ukraine und Lebensmittelversorgung
- 30.10Die EU funktioniert doch
- 23.10Land schafft Leben
- 16.10Kleinere Ernte
- 09.10Erntedank im Kindergarten
- 02.10Entwicklung am Beispiel Glyphosat
- 25.09Plastik go home
- 18.09Parallelen zur Baubranche?
- 11.09Neue Apfelsorten
- 04.09Genormte Qualität
- 14.08Erfolgsgeschichte Tomate
- 10.08Prognosfruit und Bio-Äpfel
- 24.07Hausinterne Konkurrenz
- 17.07Direktvermarktung und LEH
- 03.07EU Umweltausschuss: Blockade Naturschutzgesetz
- 19.06Ausblicke Apfel-Ernte 2023
- 12.06Konsumsteigerung
- 05.06Künstliche Intelligenz KI
- 15.05Voll daneben
- 08.05Krisengipfel zum Thema Lebensmittelpreise
- 01.05Die Angst der Bauern
- 24.04Tomaten und der Store-Check
- 17.04Mercosur und die Bedenken
- 27.03Lebensmittelhandel als Oligopol
- 19.03Das Syndikat
- 26.02Neuheiten am Markt
- 06.02Erkenntnis im Bio-Industrieapfelmarkt
- 30.01Klimawandel und Obstproduktion
- 16.01Die Stimmung macht den Markt (Teil II)
- 06.01Grundnahrungsmittel und Mehrwertsteuer
- 19.12Regulative Kraft des Marktes
- 12.12Wo ist die Krise hingekommen
- 05.12Vorstandsvorsitzender und Margenbringer
- 16.11Green Deal und die Stehsätze
- 17.10Die Stimmung macht den Markt
- 04.10Industrieobst 2022 – eine interessante Situation
- 26.09Echte Profis am Werk
- 04.09Preisfindung 4.0
- 15.08Steigende Lebensmittelpreise
- 18.07Griff zu den Steinen
- 11.07Hochgiftiges Backpulver?
- 24.06Bio-Glas halb voll oder halb leer
- 08.0612 Euro und (k)ein Ende
- 19.05Alles wird teurer
- 25.04Malboro Mann und Pflanzenschutz
- 03.04Neue Gentechnik
- 28.03Preiserhöhung und Inflation
- 14.03Ukraine-Krieg und EU-Green Deal
- 07.03Kriegshandlungen vor der Haustür
- 19.02Direktvermarktung und Qualitätssicherung
- 07.02Lebensmittel weg werfen
- 31.01Die dort in Brüssel
- 24.01Altersvorsorge und Gesundheit
- 10.01Food Trendforschung
- 05.01Das neue Jahr 2022
- 13.12Der Apfel als Highlight
- 29.11Corona und Fachmessen
- 14.11Steuersenkung in Krisenzeiten
- 03.11Inflationsabgeltung
- 11.10Polexit
- 26.09Strategiewechsel beim Green Deal
- 20.09Monopoly spielen
- 13.09Interessanter Job Saisonarbeitskraft
- 30.08Gesundheit
- 09.08Prognosfruit 2021
- 26.07Photovoltaik gegen Lebensmittelproduktion
- 19.07Rasche Hilfe
- 05.07Normative Kraft
- 28.06Branchenverband – Bundesverband – Verein
- 14.06Bauernsterben
- 07.06Lebensmittelhandel und Ökologie
- 17.05Auswirkung Farm to Fork
- 03.05Gesundes Mikrobiom
- 26.04Markenäpfel
- 13.04Unlautere Handelspraktiken -
- 06.04Schmutzkampagne
- 22.03Regionalität – ein starkes Argument
- 14.03Corona – wie eine Fastenzeit
- 08.03Greenwashing
- 28.02Bio Streuobst
- 22.02Seefracht im Container
- 07.02Hochbetrieb und Flaute
- 04.02Ende vom Lock Down
- 18.01Monokulturen -
- 13.01Gemeinsame Agrarpolitik GAP
- 06.01Jahresplanung
- 13.12Spenden für einen Bauern
- 28.11Wer bestellt, der zahlt die Rechnung
- 24.11Verkäufer – Disponent oder Eroberer
- 02.11Onlinehandel und Corona
- 22.10Inflation
- 12.10Krisen-Gewinner
- 21.09Rufmord
- 14.09Unlautere Handelspraktiken
- 06.09Schlaue Bauern
- 30.08Kommunikation mit dem LEH
- 10.08Macht der Worte
- 27.07Zertifizierungs-Industrie
- 20.07Halbwertszeit von IP
- 06.07„Tönnies“ auch in anderen Branchen?
- 29.06Green Deal der EU
- 14.06Ich habe fertig
- 08.06Neue Kartonverpackungen
- 23.05Corona Kosten
- 10.05Die 3,- Euro-Hürde
- 27.04Kritische Betrachtung
- 13.04Berufsverbot
- 05.04Alles neu (macht der Mai)
- 26.03Corona – die Zeit danach
- 16.03Corona-Virus - Rien ne va plus?
- 06.03Strahlemann – Buhmann
- 26.02Selbst erfüllende Prophezeiung
- 19.02Alles Papier
- 11.02Bio-Entwicklung
- 02.02Versorgungssicherheit
- 27.01Auto-Immunerkrankung
- 20.01Vorbereitung zu Leitmessen
- 13.01Neues Jahr – neue Ernte
- 07.01Wie viel Grün verträgt die Landwirtschaft
- 22.12Gute Vorsätze
- 16.12Traktordemo der Bauern
- 11.12Der typische Konsument
- 02.12Regionalität
- 25.11Kleine grüne Männchen
- 16.11Erntearbeiter – Suche
- 04.11Erlös für Obstbauern
- 21.10Die Beute(l) – Macher
- 14.10Intakte Natur
- 07.10Ökologisierung
- 30.09Klimaschutz 2.0
- 22.09Wegwerfen verboten
- 16.09Wiederholungstäter
- 09.09Facebook – Shitstorm
- 02.09Primeur-Preise
- 22.08Moderner Ablasshandel
- 13.08Die Greta
- 01.08Von Emotion getragenes Geschäft
- 24.07Solidarische Landwirtschaft
- 15.07Pflanzenschutz und Anwender
- 03.07Übersee Bio-Äpfel
- 25.06Hagelschäden
- 04.06Charme der Neuheit
- 27.05Trick siebzehn – 2.0
- 15.05Rückstandsarme Produktion
- 06.05Bewässerungs-Wasser
- 23.04Macht der Gewohnheit
- 11.04Sortenvielfalt
- 01.04Robotik
- 20.03Kriminelle Energie
- 12.03Heißes Wasser
- 06.03Verkäufer-Typen
- 25.02Importiertes Bioprodukt
- 20.02Biofach Nachlese
- 11.02Schwarmintelligenz
- 03.02Fruit Logistica 2019
- 28.01Baby und das Obst
- 21.01Positive Werbung
- 13.01„Gemanagte“ Sorten
- 03.01Ein gutes Neues Jahr
- 10.12Zauberlehrling
- 04.12König der Landstraße
- 26.11Resistente Sorten
- 19.11Neue Apfelsorten
- 12.11Bio-Land
- 21.10Blendgranaten
- 15.10Pressobstpreis 2018
- 01.10Bio und die EU
- 19.09Bio und der Markt
- 10.09Bad-Beat
- 01.09Neue Verpackung
- 20.08Konzentrat und Direktsaft
- 16.08Glashaus und Steine
- 02.08Apfelmarken
- 24.07Heidelbeeren
- 16.07Shitstorm
- 10.07Saisonarbeitskräfte
- 02.07IP – ein Auslaufmodell
- 25.06Lust oder Angst
- 15.06Prognosen
- 04.06Ernteprognose: 13,2 Mio to Äpfel
- 28.05Ernährungstrends 6.0
- 16.05Südhalbkugel – Nordhalbkugel
- 07.05Plastiksteuer
- 22.04Professionelle Medienarbeit
- 16.04Unfaire Handels-Praktiken
- 09.04Begnadete Verkäufer
- 27.03Strategisch Handeln
- 17.03Reflexe
- 06.03Beratungsresistenz
- 27.02Neue Züchtungen
- 18.02Gastronomie
- 14.02Kooperationen
- 05.02Bio und die Jugend
- 31.01Branchenwissen – aktuell
- 22.01Wissens-Transfer
- 14.01Mangelsituation nach Blütenfrösten
- 09.01Sicherheitslücke
- 03.01Neujahrsvorsätze
- 20.12Feiertage
- 28.11EU-Bio-Verordnung 7.0
- 21.11Arbeitslosigkeit – Arbeitskräftemangel
- 12.11Metoo #
- 30.10Abdrift
- 24.10Versicherungsmathematik
- 16.10Staatsanwalt
- 09.10Hofübergabe
- 02.10Erntedank
- 26.09Promi-Gärtner
- 17.09Apfelpreis – Butterpreis
- 11.09Fußabdruck im Wasser
- 30.08Hausinterne Konkurrenz
- 22.08Steuerung Wertschöpfungskette
- 14.08Prognosfruit Anwesenheit
- 08.08Hungersnot
- 30.07Es gibt Bananen!
- 19.07Glyphosat
- 10.07(K)eine unendliche Geschichte
- 03.07Besonderer Geschmack
- 26.06Startpreise 2017
- 11.06Fair Trade
- 06.06Klimawandel
- 31.05Alte Sorten
- 23.05Import Südhalbkugel
- 16.05Angebotsbündelung
- 07.05Lektion gelernt
- 24.04Frostnächte
- 18.04Glotzen oder Kleckern
- 11.04Kavaliersdelikt
- 03.04Der Flügelverleih
- 27.031. April
- 22.03Disponenten
- 14.03Basar
- 27.02Neue Sorten
- 13.02In eigener Sache
- 06.02Vegan
- 29.01Golden Delicious auf Talfahrt
- 25.01Monokulturen
- 15.01Phänomen Pink Lady
- 03.01Luxusartikel
- 17.12Arroganz und Bio
- 13.12Gute Verkäufer
- 07.12Weihnachtsessen
- 27.11Feste Beziehungen
- 21.11Faire Preise
- 13.11Innovation
- 08.11Glashausbau
- 01.11Ausgaben für Obst: € 14,-
- 24.10Babynahrung
- 17.10Offenbarungseid
- 11.10Integration
- 03.10Neueste Konsumentenbefragung
- 25.09Bio oder „Bio vom Canon“
- 18.09Präsidentenwahl
- 13.09Schulbeginn
- 05.09Prognosemodell für Apfelpreis
- 29.08Sortenvielfalt
- 22.08Zufriedene Kunden
- 15.08Konsumrückgang
- 07.08Prognosfruit 2016
- 01.08Syndikat ist zu knacken
- 24.07Lebensmittelhandel als Ramschladen
- 13.07Urlaubszeit
- 05.07Schulschluss – Start ins Berufsleben
- 28.06Business as usual
- 19.06Brexit
- 08.06Obsthändler ade!
- 30.05Wetterkapriolen – Klimawandel
- 23.05Fernost – Export
- 17.05Aphrodisierende Lebensmittel
- 09.05Die Petersilwurzel
- 03.05Frostschäden – eine Krise
- 25.04Amoris laetitia
- 19.04Ost-Sortiment
- 11.04Pro Planet
- 04.04Lebensmittelallergie
- 30.03Erzeugerpreise
- 21.03Guter Geschmack
- 13.03Schachspiel
- 07.03Insolvenz
- 29.02Morgenluft
- 22.02Freiheit der Wissenschaft
- 15.02Bio -Mehrwert
- 07.02Phönix aus der Asche
- 01.02Rosenkrieg
- 25.01Klare und feste Beziehungen
- 18.01Allerwelts-Apfel
- 11.01Flüchtlings-Strom
- 04.01Jahresplanung
- 21.12Kaufrausch
- 15.12Weltveränderer
- 09.12Natürlich – Naturident
- 01.12Die erfolgreichen Neuen (EN)
- 23.11Der López-Effekt
- 16.11„Die“ Politik
- 09.11Bauern und ihr Jammern
- 01.11Kürbis und Halloween
- 25.10Mindestlohn
- 19.10Marktforschung und Meinungsumfrage
- 12.10Patriarch oder Generaldirektor
- 05.10Tafeltrauben
- 30.09Entwicklung einer Verpackung
- 22.09„VW-Skandal“ im LEH möglich?
- 15.09Völkerwanderung
- 06.09Obstverzehr
- 30.08Bauernproteste
- 24.08Alternative Heilmethoden
- 17.08Startpreise in die neue Saison
- 09.08Prognose 2015/16
- 03.08Bio oder nicht Bio
- 27.07Rot und grün in Nuancen
- 14.07„Sex sells“
- 05.07Technik – ein Wunderwerk
- 28.06Schulobst-Aktion kritisch betrachtet
- 20.06Kirschessigfliege – Knock out
- 15.06Kultur des Scheiterns
- 01.06Erfolg beginnt mit der Ausbildung
- 25.05Kennzeichen einer „guten“ Firma
- 17.05Gleicher Lohn für gleiche Leistung
- 11.05Muttertag und Demographie
- 03.05Lebenslange Weiterbildung
- 28.04Selbstversorgungsgrad
- 20.04Lebensmittel im Müll
- 13.04Überproduktion – Welthunger
- 06.04Geiz ist dumm
- 29.03Außer Haus Verpflegung
- 23.03Wettbewerbsrecht
- 16.03Trainerwechsel
- 09.03Klubsorten – ein Weg aus der Krise?
- 01.03Lebensmittel im Onlineshop
- 23.02Eine teure Dienstleistung
- 17.02Bio-Pflanzenschutz versus synthetischen Pflanzenschutz
- 09.02Obst – Selbstversorgungsgrad
- 01.02Pflanzenschutzmittel - Rückstand - wie viel ist erlaubt?
- 26.01Wie teuer darf Obst und Gemüse sein?
- 19.01Sortiment – wer gestaltet?
- 12.01Statistiken – bewusstes Instrument der Meinungsbildung
- 06.01Neue EU-Bio-Verordnung
- 21.12Wunderlinge – der Marketing-Hit des Jahres 2014
- 14.12Was ist „Beste Qualität“?
- 07.12Lebensmittelsicherheit – was ist sicher?
- 01.12Förderungen in die Landwirtschaft – wem bringen sie einen Nutzen
- 23.11Noch ist Polen nicht verloren
- 16.11Wertschöpfungskette – wer bekommt wie viel
- 10.11Ausgaben für Lebensmittel sinken kontinuierlich
- 02.11Regionalität – wo fängt sie an, wo hört sie auf
- 26.10Gesetzliche Feiertage – eine Herausforderung für den Handel
- 20.10Lebensmittelhandel – die effizienteste Form der Vollversorgung
- 12.10Verpackung teurer als das frische Produkt
- 05.10Mostobstpreise auf allertiefstem Niveau
- 28.09„Trick 17“ funktioniert noch immer
- 21.09Sack- und Kübelware – „Wert-los“?
- 14.093:0 für den LEH
- 07.09Rußlandembargo – Gewinner und Verlierer
- 01.09Zu große Apfelernte?
Netiquette
ihre Kommentare lese ich stets mit größtem Vergnügen, weil sie sich durch hohe Fachkompetenz und fundierte Marktkenntnis auszeichnen und unseren Bauern den so wiichtigen Blick über den Tellerrand ermöglichen.
Ihre Ansicht, wonach ein radikales Engagement der Bauern zur nationalen Vollversorgung ein Schuss ins eigene Knie ist und den Absatzmittlern in die Hände spielt, möchte ich dennoch kritisch hinterfragen.
1. Das Bekenntnis der Bauernverbände zur größtmöglichen nationalen Vollversorgung ist ohnehin ein reines Lippenbekenntnis, Ob als Produzenten von Obst und Gemüse, Milch und Fleisch oder Wein, unsere Bauern-Vertreter wollen einerseits den Patriotismus-Bonus, kassieren indem sie die Solidarität der heimischen Konsumenten in Anspruch nehmen. Das ist ihr gutes Recht. Aber sie wollen ebenso ihre Exportchancen wahrnehmen. Das betrifft im Fall der österreichischen Landwirtschaft vor allem die Überschussproduktion von Milch und Rindfleisch.
2. Gerade bei Obst und Gemüse kann, wie die Statistiken zeigen, in Österreich und in Deutschland von inländischer Vollversorgung keine Rede sein. Von den Konsumenten und vom Handel zu verlangen, dass nur Obst und Gemüse gekauft und vermarktet wird, wenn Ware aus heimischer saisonaler Produktion am Markt ist,erweist sich in der Marktpraxis als völlig unrealistisch.
3. Daher ist unsere Landwirtschaft gut beraten, wenn sie übertriebener Autarkie-Propaganda zwecks Abwehr von Importen eine Absage erteilt und den gemeinsamen EU-Binnenmarkt uneingeschränkt befürwortet, bei dem Inlandsabsatz, Import und Export in einer Balance sind, die vor allem von der Natur (Bodenbeschaffenheit, Klima, Höhenlage etc.) und den Produktionsverfahren (Bio-Landwrtschaft, Anbautraditionen) bestimmt wird
4. Viel wichtiger, als übertriebenes Autarkiestreben ist, mit Blick auf die Einkünfte (Umsatz minus Kosten) der Bauern ist das Bekenntnis zu einer sinnvollen Spezialisierung durch vertikale Arbeitsteilung. Wenn die Bauern von ihren Verbänden permanent motiviert werden, die Selbstvermarktung auszubauen, dann liegt in einem solchen agrapolitischen Dogmatismus eine große Gefahr. Der Lebensmittelhandel als Spezialist der Distribution kann insbesondere die Nahversorgung der Verbraucherhaushalte viel effizienter organisieren, als der direktvermarktende Landwirt mit ab Hof-Verkauf und auf Bauernmärkten.(wo sich oft Großhändler als Bauern ausgeben)
5. Die viel bessere Alternative zu realitätsfremden Träumereien von bäuerlicher Nah- und Vollversorgung der heimischen Bevölkerung sind daher langfristige Anbauverträge mit leistungsstarken Handelsketten, sowohl für den Inlandsabsatz wie auch für den Export, wie das beispielsweise im Bio-Bereich längst praktiziert wird. Ohne starke Bio-Handelsmarken gäbe es viel weniger Bio-Landwirtschaft in Österreich.
Allerdings, und da wird mir Fritz Prem, der Branchenkenner recht geben: Die Bereitschaft "ihre Bauern" durch faire Abnahmepreise "leben zu lassen", ist nicht bei allen großen Handelsketten im selben Umfang ausgeprägt. Da sollte man schon genau hinschauen. Gerade in Zeiten der Hyperinflation.
Ihre Ausführungen decken sich mit meinen Erkenntnissen weitgehend.
Einen Punkt im Bereich Bioobst möchte ich noch ergänzen.
Wir haben bei der Apfelproduktion in Österreich schon seit längerer Zeit die Situation, dass wir ungefähr doppelt so viel produzieren (im Normaljahr 140 - 160.000 to) wie wir in Österreich brauchen (etwa 70 - 80.000 to).
In der Bioapfelproduktion ist der Anteil seit etwa 10 Jahren ähnlich.
Somit war es notwendig, in Europa Regionen zu finden, die auch längerfristig selbst nicht ausreichend Bioäpfel produzieren werden.
Damit ist aber ein weiterer Effekt verbunden.
Die österreichischen Kunden versuchen (wie jeder Kunde) auch den Preis aus zu reizen.
Wenn man also durch den Export mehr als viereinhalb Kunden (in Österreich, auf Grund des hochkonzentrierten LEH) hat, dann kann man den Warenstrom so lenken, dass jeder jene Qualität bekommt, die er zu zahlen bereit ist.
Somit hat sich in Österreich ein Preisgefüge entwickelt, das den österreichischen Konsumenten die gute Qualität sichert.
Sie werden aus diesem Grund kaum ein öffentliches Jammern aus der Biobranche hören.
Wenn man die ungeschriebenen Spielregeln des Marktes nicht spielt, dann darf man sich nachher nicht beklagen, dass der Markt "böse" sei.
Das ist er nämlich nicht.